Berlin - Der Deutsche Kulturrat hat einen möglichen Ausstieg aus der Pekinger Kunstschau begrüßt. "Schwäche wird von Diktaturen nicht belohnt", sagt der Kulturrats-Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin. Die Verhaftung des regimekritischen Künstlers Ai Weiwei nur wenige Stunden nach der Eröffnung der deutschen Ausstellung sei eine Provokation, die nicht hingenommen werden könne. "Peking hat gewusst, dass sich die deutsche Seite nicht konsequent zu diesem Affront verhalten würde."

Vor einer vorzeitigen Schließung sollten die Museen in Berlin, Dresden und Berlin "eine Eskalation" überlegen und zunächst einzelne Werke aus der Schau zur Kunst der Aufklärung abziehen. Ein Abbruch der Ausstellung wäre aber kein Desaster, sagte Zimmermann. In den vergangenen Wochen war Kritik an einer zögerlichen Reaktion auf Ai Weiwei Festnahme aus Deutschland laut geworden.

Die Verhaftung von Ai Weiwei und die schwache Reaktion aus Deutschland offenbarten das Dilemma der "staatlichen Kulturdiplomatie", bei der legitime politische und wirtschaftliche Interessen mit Kunst und Kultur "durcheinander geschmissen werden", wie Zimmermann sagte.

Eine Antwort auf Diktaturen könne allerdings nicht der totale Rückzug aus dem Kulturaustausch sein, sondern die gezielte Unterstützung einzelner Künstler. "Die Erfahrung mit der DDR und den anderen Ostblockstaaten hat ja die subversive Kraft der Kunst und der Künstler gezeigt", sagte Zimmermann. Besonders Künstler seien in der Lage, "ein repressives Regime zur infizieren".

Die großen Beträge für repräsentative Ausstellungen wie in Peking seien in der ausländischen und deutschen Künstlerförderung viel besser aufgehoben. "Damit können wir nicht zehn, sondern Hunderte Künstler einladen." Die Schriftsteller, Maler oder Filmemacher könnten dann viel besser in ihren Ländern die Erfahrungen mit Freiheit und Demokratie weitergeben, als es eine einzelne Mammutschau vermag. Im Kulturrat sind Verbände aus Kunst, Medien und Kultur vereint. (APA)