Rubens und Werkstatt: Christusknabe mit kindlichem Johannes dem Täufer, dieser sogenannte "Spinola"- Rubens wechselte für knapp 558.000 Euro nach Russland.

Foto: Dorotheum

Gut, sie galten als eines der vier vornehmsten Geschlechter Genuas. Ansonsten hinterließen die Spinolas nicht allzu viele Spuren in den Geschichtsbüchern: Ja, sie stellten einige Dogen, fielen ehrenhaft in Kriegen, kauften sich 1340 eine ganze Stadt (Lucca), besaßen einige Herzogtümer und auch ein paar Rubens-Bilder. Darunter der Christusknabe mit dem kindlichen Johannes, den sich ein Familienmitglied in den 1860erJahren in Barem abgelten ließ. Fortan geisterte der sogenannte "Spinola"-Rubens durch verschiedene Sammlungen und Ausstellungen sowie über mehrere Kontinente. Ende der 1980er stuften Kunsthistoriker das Werk ab, auf (etwas) Rubens und (mehr) Werkstatt.

Klassisches "Russenfutter"

Als klassisches Russenfutter bezeichnen Insider diese Kategorie. Und doch war diese Nation nicht die einzige, die das Puttenszenario für sich reklamierte. Entgegen der angesetzten Taxe von 100.000 bis 130.000 Euro fiel der Hammer erst bei 450.000 Euro (Kaufpreis 558.030) und zum höchsten Wert in der Rubrik Alte Meister.

Nur eine kleine Balsamdosis auf den Wunden Martin Böhms, war der Chef des Hauses doch noch mit dem Tiefschlag der Woche beschäftigt. Kein einziger Auftrag, keine zuvor angemeldeten Kunden am Telefon und auch kein Winke-winke der im Saal Anwesenden: Das Top-Lot der Woche, das Antwerpener Kabinettstück aus dem 17. Jahrhundert, wurde völlig ignoriert.

Offiziell hatte man die Erwartungen mit 400.000 bis 600.000 Euro beziffert, am Ende gab's weder einen Cent noch einen Rekord, wie er etwa bei der Vergleichssause 2010 für Rauschen im Blätterwald sorgte, als Frans Franckens Himmel-Hölle-Szenario 7,04 Millionen Euro und damit den höchsten jemals in Österreich verzeichneten Zuschlag brachte. Aber träumen wird man ja noch dürfen. Immerhin, 44 Prozent des Oldie-Angebots wechselten zum Gegenwert von 5,7 Millionen Euro netto dann bis zum Ende der Sitzung den Besitzer. Gemessen an der Verkaufsquote, machte die Sparte Gemälde des 19. Jahrhunderts mit 69 Prozent tags davor eine deutlich bessere Figur.

Den Titel "höchster Zuschlag des Abends" holte sich Friedrich Gauermanns Alpenwirtschaft am Unterberg. 260.000 Euro (brutto 306.300) bewilligte ein heimischer Telefonbieter für das 1835 gemalte Werk. Nein, versichert Johann Kräftner, das LiechtensteinMuseum sei nicht der Käufer, und zerstreute allfällige Gerüchte, wonach dieses außergewöhnlich qualitätsvolle Gemälde im künftigen Biedermeier-Eldorado (Palais Liechtenstein, Bankgasse) eine neue Heimat gefunden hätte.

Zusammen mit den in den Sparten Antiquitäten (Silber, Möbel, Skulpturen, Glas & Porzellan) sowie Juwelen erzielten Umsätzen konnte das Dorotheum am Ende des dieswöchigen Auktionsmarathons brutto 13,63 Millionen in die Bücher notieren. Erhofft hatte man um die 17 Millionen, netto. (Olga Kronsteiner, DER STANDARD/ALBUM - Printausgabe, 16./17. April 2011)