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Peking - Ungeachtet der Bremsmanöver der Regierung bleibt Chinas Wirtschaft im Turbogang. Die Wirtschaftsleistung legte nach Daten vom Freitag im ersten Quartal um 9,7 Prozent zu und damit stärker als von Experten erwartet. Erfolge im Kampf gegen die Inflation lassen allerdings auf sich warten: Die Teuerungsrate war im März mit 5,4 Prozent so hoch wie seit Juli 2008 nicht mehr. Fachleute gehen deshalb davon aus, dass die Notenbank die Zügel weiter anzieht. Schon am Wochenende könnten die Währungshüter den Banken weiteres Geld zur Kreditvergabe entziehen.

"Die Regierung wird auch in den kommenden Monaten mit voller Kraft die Inflation bekämpfen", sagte Volkswirtin Sun Miaoling von der größten chinesischen Investmentbank CICC.

Zugleich bleibt die Kluft zwischen dem rasch wachsenden Schwellenland und den entwickelten Industriestaaten groß, die mit der ausufernden Staatsverschuldung kämpfen und mit wenigen Ausnahmen unter einer immer noch lahmenden Wirtschaft leiden.

Minimal an Fahrt zugelegt

Der Aufschwung der nach den USA zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt verlor nur minimal an Fahrt: Im Schlussquartal 2010 lag der Zuwachs noch bei 9,8 Prozent. Doch es zeigen sich Fortschritte bei den Bemühungen der Regierung, das Wachstum auf eine breitere Grundlage zu stellen. So trug der Konsum allein 5,9 Prozentpunkte zum Wachstum bei, die Investitionen weitere 4,3 Prozentpunkte. Die Exporte dämpften dagegen: Erstmals seit sieben Jahren erwirtschaftete China ein Außenhandelsdefizit, weil die Importe noch stärker zulegten als die Exporte.

Dabei dürfte der zuletzt deutlich gestiegene Ölpreis eine wichtige Rolle spielen, der die Importrechnung für die chinesischen Firmen in die Höhe treibt. Dennoch soll der Weg hin zu einer stärkeren Binnenwirtschaft weiter gegangen werden: "Im Lauf der nächsten fünf Jahre wird China große Anstrengungen unternehmen, um die inländische Nachfrage zu stärken", sagte Staatspräsident Hu Jintao bei einem Wirtschaftstreffen im Süden Chinas.

Die Führung in Peking dürfte auch die Inflation weiter bekämpfen. Seit Oktober wurde der Leitzins viermal erhöht, die Mindestreserveanforderungen für die Banken wurden wiederholt angehoben, ein weiterer Schritt könnte am Wochenende erfolgen. Inzwischen müssen die Kreditinstitute 20 Prozent ihrer Einlagen bei der Notenbank hinterlegen, das ist so viel wie nie zuvor. Damit soll Geld aus dem Wirtschaftskreislauf gezogen und der Preisdruck auf diese Weise verringert werden.

Lebensmittelpreise treiben

"Die Daten zeigen, dass der Inflationsdruck so schnell nicht nachlassen wird, und die Verbraucherpreise dürften auch im zweiten Quartal kräftig steigen", sagte CICC-Expertin Sun. Wichtigster Grund für die steigenden Lebenshaltungskosten in China sind höhere Lebensmittelpreise: Für Nahrung mussten die Verbraucher 11,7 Prozent mehr ausgeben als ein Jahr zuvor.

Zugleich gibt es aber auch Anzeichen dafür, dass die Inflation an Breite gewinnt. Lebensmittel herausgerechnet, stiegen die Preise um 2,7 Prozent und damit so stark wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. "Es besteht nun das Risiko, dass die hohen Ölpreise die Inflation für eine längere Zeit hoch halten werden", sagte Brian Jackson von der Royal Bank of Canada in Hong Kong. "Das deutet darauf hin, dass die Zinsen in den kommenden Monaten weiter steigen müssen, und Peking wird sich auch für eine stärkere Aufwertung der Währung aussprechen, um die Importpreise in den Griff zu bekommen."

Die chinesische Landeswährung Yuan darf sich nur in einem eng begrenzten Spielraum bewegen. In den vergangenen Tagen trieb die chinesische Regierung den Kurs aber schrittweise nach oben. Der Yuan notiert zum Dollar inzwischen auf einem Rekordhoch. Gewinnt der Yuan an Wert, werden chinesische Produkte im Ausland teurer - ausländische Erzeugnisse und Rohstoffe aber für die Importeure billiger. (APA/Reuters)