Sternstunde der Ingenieurskunst: ein Fahrrad, neben dem man herlaufen kann, ohne es halten zu müssen.

Foto: Sam Rentmeester/FMAX

London/Wien - Wenn Journalisten eine Neuigkeit für wenig berichtenswert erachten, dann wird gerne die Titelzeile "Fahrrad in China umgefallen" bemüht. US-Wissenschaftern ist nun allerdings gemeinsam mit niederländischen Kollegen der Uni Delft genau das Gegenteil gelungen. Und das ist zumindest auf der Wissenschaftsseite eine Meldung wert - auch wenn auf den ersten Blick nicht so ganz klar ist, wozu ein Fahrrad gut ist, neben dem man herlaufen kann, ohne es halten zu müssen. Egal.

Um ganz genau zu sein, haben die Forscher um Andy Ruina von der Cornell University nicht das erste Fahrrad dieser Art gebaut, sondern eine spezielle Version davon, die sie heute im US-Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 332, S. 339) vorstellen. Ihre Konstruktion verzichtet nämlich erstmals auf den sogenannten gyroskopischen Effekt, der es etwa erlaubt, freihändig zu fahren.

In dem nun vorgestellten Fahrrad kommt eine komplizierte Mischung physikalischer Kräfte zum Einsatz, die es möglich macht, dass das Zweirad ab rund acht km/h stabil fährt - selbst wenn man es leicht zu Seite schubst.

Wozu aber das Ganze? Zum einen wollten die Forscher mehr über das dynamische Gleichgewicht beim Radeln herausfinden. Zum anderen soll ihre Konstruktion helfen, noch bessere und sicherere Räder zu bauen. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 15.04.2011)