Christof Hamann und Alexander Honold: Kilimandscharo. Die deutsche Geschichte eines afrikanischen Berges. Berlin 2011: Wagenbach Verlag.

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Rätselfrage: Was war vor 100 Jahren der höchste Berg Deutschland? Die Zugspitze? Nein, buchstäblich weit gefehlt: Es war der Kilimandscharo , der während der kolonialen Besetzung von Teilen Ostafrikas in der Zeit von 1885 bis 1918 das höchste Gebirge des Deutschen Reiches bildete.

Auch der Erstbesteiger des 5895 Meter hohen Schichtvulkans kam aus Deutschland: Am 6. Oktober 1889 erreichte der deutsche Geograf und Forscher Hans Meyer als Erster den heute Kibo und damals Kaiser-Wilhelm-Spitze genannten Gipfel, knapp gefolgt vom österreichischen Alpinisten Ludwig Purtscheller und dem einheimischen Bergführer Yohani Kinyala Lauwo, der übrigens erst 1996 starb.

Diese über viele Jahrzehnte sehr deutsch geprägte Geschichte des höchsten afrikanischen Berges findet bis heute ihren Niederschlag in der deutschsprachigen Populärkultur - in Schlagern von Andrea Berg ebenso wie in kolonialistischen Romanen von Luis Trenker (Die Farm am Kilimandscharo, 1936) oder der deutschen Erotikkomödie Dirndljagd am Kilimandscharo.

Dieses überreiche Material haben nun die beiden deutschen Germanisten Christof Hamann und Alexander Honold gesichtet und die erste "deutsche Geschichte eines afrikanischen Berges" verfasst. Dabei wird außer den jüngsten Forschungen der Innsbrucker Klimatologen kaum etwas ausgelassen.

Die Autoren kämpfen sich in die Höhen philosophischer Bergbetrachtungen vor, gehen weit zurück in die deutsche-afrikanische Kolonialgeschichte, riskieren einen Abstecher zu Hemingways Klassiker Schnee am Kilimandscharo und nehmen auch noch das Kilimandscharo-Motiv der Tschibo-Werbung mit.

Diese Fülle an Material hat Hamann und Honold leider etwas überfordert, die unmotiviert von einem Thema zum nächsten springen und sich immer wieder in allzu akademischen Deutungen versteigen. Weniger wäre an vielen Stellen mehr gewesen. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 13.04.2011)