Dubai/Brüssel - Der frühere libysche Außenminister Moussa Koussa kommt in der EU wieder an sein Vermögen. Das gegen ihn verhängte Einreiseverbot und die Sperrung seiner Konten in Europa wurden am Donnerstag aufgehoben. Im offiziellen Amtsblatt der EU wurde eine Liste mit Namen libyscher Politiker veröffentlicht, gegen die Sanktionen gelten - darauf fehlt Moussa Koussas Name.

Der frühere Außenminister des Gaddafi-Regimes war vor zwei Wochen nach London geflüchtet. Die EU-Außenminister hatten bereits am Dienstag einen Beschluss zu den Sanktionen gefasst. Zudem ergänzten sie die Liste der libyschen Firmen, deren Konten in der EU eingefroren werden und mit denen EU-Unternehmen keine Geschäfte mehr machen dürfen.

Koussa bleibt in Katar

Dem ehemaligen libyschen Außenminister Moussa Koussa (Mussa Kussa) ist der Boden in London zu heiß geworden, weil ihn dort Hinterbliebene der Opfer des libyschen Staatsterrors vor Gericht bringen wollen. Der Nachrichtensender Al-Arabiya berichtete am Donnerstag, der Ex-Diplomat und frühere Geheimdienstchef wolle vorerst in Katar bleiben.

Koussa hatte sich Ende März - rund sechs Wochen nach Beginn des Aufstandes in Libyen - nach London abgesetzt und vom Machthaber Muammar al-Gaddafi losgesagt. Er hatte wohl zunächst gehofft, er könne auch im "neuen Libyen" eine wichtige Rolle spielen. Doch die meisten Oppositionellen misstrauen ihm und auch die westlichen Regierungen sind wegen seiner Geheimdienstvergangenheit eher an Informationen von ihm interessiert als an einer Zusammenarbeit.

Nach seiner Ankunft in London war Koussa zum Lockerbie-Anschlag von 1988 befragt worden, den Gaddafi angeordnet haben soll. Er wurde jedoch nicht inhaftiert. Koussas Vorgänger im Außenministerium, Abdurrahman Shalgam, hat Koussa als "Black Box" des Regimes bezeichnet. Shalgam riet den Aufständischen dazu, von Koussas Informationen zu profitieren.

Koussa durfte Großbritannien diese Woche verlassen, um am Mittwoch an dem Treffen der Libyen-Kontaktgruppe in dem Golfemirat Katar teilzunehmen. Das war von einigen Menschenrechtsgruppen und von den Hinterbliebenen der Terroropfer kritisiert worden. (APA)