"KlassikerInnen" der feministischen Filmgeschichte

und welche, die es werden könnten, so in etwa könnte frau die vorgeführten Arbeiten der Filmreihe "Bilderlust" im Rahmen des filmwissenschaftlichen Symposiums Screenwise zusammenfassen: In insgesamt fünf Teilen stellte Kuratorin Katja Wiederspahn Filme von Regisseurinnen und Filmemacherinnen vor, die sich mit Fragen der sexuellen Identität, der Übersetzung von Filmtheorien ins Praktische, mit (Selbst-)Inszenierung und auch Subjektkritik beschäftigen.
Im Rahmen des dokumentarischen Arbeiten gewidmeten Programm I, wurde "Fremdgehen - Gespräche mit meiner Freundin" (D, 1999) gezeigt (siehe Bild).
Still: Fremdgehen

Der Film von Eva Heldmann

fasst authentische Erlebnisse der Hauptdarstellerin (Anette Brauerhoch) in eine dokumentarisch gefasste Bildersprache. Im Gesprächsstil gewährt die Erzählerin tiefe und sehr ehrliche Einblicke in ihre sexuellen Phantasien und Experimente mit Soldaten des US-Militärstützpunktes bei Frankfurt.
Kritikpunkt bleibt die offenbar nicht mitgedachte Bestätigung rassistischer Klischees gegenüber schwarzen Männern: Bei den Sexpartnern der Erzählerin handelt es sich nämlich ausnahmslos um Schwarze, die bezeichnenderweise in den "Ausnahme-Zustand", in das "Fremdgehen" der Erzählerin passen. Die Konstellation "weiße gebildete Frau" trifft "schwarzen, sexagilen Körper-Mann" wird nicht thematisiert. Einzige, für die Mitte der 90er doch auch schon recht ranzige Conclusio scheint die neue sexuelle Freiheit der Frau zu sein, das gleiche tun zu können wie Männer: Sex ohne Gefühl, Sex als Dienstleistung. Als "männliche Huren des Staates" finden die Soldatenkörper schließlich Einlass in die akademische Welt der Fremdgeherin, wenn sie in ihrer Funktion als Filmwissenschaftlerin am Podium "Kriegsfilme" quer-rezipiert.
Still: Fremdgehen

Bild nicht mehr verfügbar.

In "Amy!" (GB 1980),

dem dokumentarischen Beitrag von Laura Mulvey und Peter Wollen, wurden die Anknüpfungspunkte zwischen Filmtheorie und Kino deutlich. Laura Mulvey zählt seit den 70er-Jahren zu den bedeutendsten feministischen Filmtheoretikerinnen. In ihrem Beitrag über die britische Flugpionierin Amy Johnson (siehe Bild), übersetzt sie ihre politischen Ansprüche in einen "didaktischen" Kurzfilm. Zur Musik von X-Ray-Spex ("Identity!") schminkt sich die soeben von ihrem ersten Langstreckenflug zurückgekehrte Johnson zur Frau. Das entstandene Bild zeichnet sie auf einem Spiegel nach, dessen Spiegelbild sodann ausgelöscht werden muss.
Foto: Archiv

Kool Killer

von Pola Reuth stand in der Filmreihe neben "Love stinks" von Birgit und Wilhelm Hein exemplarisch für die Auseinandersetzung mit dem Mann im Frauenkino. Der Kurzfilm aus dem Jahr 1982 montiert atlethische Körper von Sportlern auf satirische Weise mit Statuen der Antike.
STill: Kool-Killer

Su Friedrichs "First Comes Love"

Viermal Hochzeit mit großer Ausstattung: Die homosexuelle Regisseurin Su Friedrich reiht Footage-Material von traditionellen Hochzeiten aneinander und bricht sie ironisch mit einem Mix von Liebesliedern.
Still: First comes love

Als großen Abschlussfilm

zeigte "Bilderlust" das Hongkong-Lesben-Melodram "Confessions of a chinese Courtesan" (HK 1972). Der Film erzählt - in Soft-Porno-Ästethik getaucht - die Geschichte von Ai Nu, einer jungen Frau, die aus ihrem Eltern entführt wird, um in einem Bordell zu arbeiten. Mithilfe einer speziellen Kampftechnik und der "Macht der Liebe" nimmt sie schließlich Rache an all ihren einstigen Freiern und nicht zuletzt an ihrer Mentorin und Geliebten. (freu)
Still: Intimate Confessions