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Rebellen haben Gaddafis Mobilfunknetz gekapert.

Foto: Reuters

Nachdem das Mobilfunknetz des Providers Libyana auf Befehl von Muammar al-Gaddafi für die Bevölkerung gekappt wurde, ist es den Rebellen nun gelungen die Mobilfunkkommunikation für einen Teil der Bevölkerung wieder zu etablieren. Gemeinsam mit internationalen Telekom-Experten soll ein Teil von Gaddafis Mobilfunknetz gekapert und über eigene Infrastruktur umgeleitet worden sein, berichtet das Wall Street Journal.

"Free Libyana" statt Flaggensignale

Das unabhängige Netz, "Free Libyana" genannt, soll nun seit 2. April nutzbar sein. Mobiltelefonie gilt als der wichtigste Kommunikationsweg für die Rebellen, internationale Unterstützung und Waffen zu organisieren. Gaddafi hatte das Netz, das von der libyschen Telekom-Behörde unter der Führung seines ältesten Sohnes betrieben wird, Anfang März gekappt. Danach hätten die Rebellen unter anderem auf Flaggensignale zur Verständigung über mittlere Distanzen zurückgreifen müssen.

Geplant auf einer Serviette

Nun sei es gelungen, ein Teil des Libyana-Netzes abzuspalten und der Kontrolle des Regimes zu entziehen. Maßgeblich geplant und organisiert wurde die Aktion laut Bericht von dem in den USA aufgewachsenen Telekom-Experten Ousama Abushagur von dessen Wohnsitz in Abu Dhabi aus. Zusammen mit zwei Freunden habe er bereits im Februar begonnen, Geld zur Unterstützung für die politischen Proteste aufzutreiben. Die ersten Ideen für "Free Libyana" seien von Abushagur kurz nach der Blockade des Mobilfunknetzes auf einer Serviette festgehalten worden.

Unterstützung aus Golfstaaten

Finanzielle Unterstützung für die benötigte Infrastruktur sei vor allem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Qatar gekommen. Die chinesische Firma Huawei habe sich geweigert, den Rebellen benötigtes Equipment zur Etablierung des unabhängigen Netzes zu verkaufen. Die Libyana-Infrastruktur stammt von Huawei, weswegen man kompatible Hardware finden musste. Hier hätten unter anderem die Emirate und ihr Telekom-Konzern Etisalat ausgeholfen. Offizielle Stellungnahmen seitens der Regierungen und Konzerne gibt es keine.

Kostenlose Telefonate

Mit einem Team internationaler Experten und Bodyguards sei die Infrastruktur schließlich über Ägypten nach Libyen gebracht worden. Dort sei es dem Team gelungen, die neue Infrastruktur in das vorhandene Mobilfunknetz einzubinden und ein unabhängiges Netzwerk zu etablieren. Es sei auch gelungen, die Telefonnummern der bestehenden Libyana-Kunden in das neue System einzubinden. Mithilfe von Etisalat habe man schließlich eine Satelliten-Verbindung aufbauen können, über die die Free Libyana-Telefonate nun geleitet werden. Internationale Telefonate von Libyen aus seien noch immer auf wenige Personen beschränkt. Innerhalb des Netzes könnten die Nutzer vorerst kostenlos telefonieren. (red)

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