Bild nicht mehr verfügbar.

Werden Weingärten verkauft oder verpachtet, können sich die Wiener Winzer die Preise kaum noch leisten: "Das kann man über Generationen nicht mehr mit Weinbau erwirtschaften."

Foto: APA/Mayr

Wien - Den Wiener Top-Winzern gelingt es kaum noch, an zusätzliche attraktive Rebflächen heranzukommen. Nicht dass keine mehr frei würden. Immer wieder geben Winzer ihren Betrieb auf - aber kaum sind die Weingärten am Markt, werden sie auch schon zu sehr hohen Preisen verkauft: Meist um zehn, 15 Euro pro Quadratmeter, "das ist bis zu zehnmal so viel wie etwa im Weinviertel oder in der Thermenregion südlich von Wien", erläutert der Maurer Winzer Michael Edlmoser.

"Es gibt eine Menge älterer Weinbauern ohne Nachfolger - aber die können einfach nicht mehr an Branchenkollegen verkaufen, die Preise klettern zum Teil schon auf 25, 40, sogar auf 60 Euro pro Quadratmeter hinauf", ergänzt sein Kollege Fritz Wieninger aus Stammersdorf. "So viel Geld kann man über Generationen nicht mehr mit Weinbau erwirtschaften. Da wird der Spekulation Tür und Tor geöffnet."

Die Winzer der WienWein-Gruppe, der Edlmoser und Wieninger angehören, berichten von reichen Russen, die sich eine Villa errichten - und dann den Weingarten daneben kaufen. Vielleicht als Liegewiese oder Obstgarten.

Immobilienunternehmen als Käufer

Immer öfter stehen aber auch Immobilienunternehmen hinter den höchstpreisigen Käufen. So berichtet etwa die Lenikus-Gruppe auf ihrer Homepage: "Weitere Ankäufe finden laufend statt. Die ersten Weintrauben wurden im Herbst 2008 geerntet. Die Einbindung der besten Winzer Wiens in das Projekt garantiert auch hier beste Ergebnisse auf höchstem Qualitätsniveau." Die besten Winzer der WienWein-Gruppe hingegen freuen sich schon darauf, wenn sie endlich einmal die erste Flasche Lenikus-Wein verkosten können.

Am Dienstag forderte die WienWein-Gruppe - der auch das städtische Weingut Cobenzl, der Mayer am Pfarrplatz, die Weingüter Christ und Zahel angehören - den Beschluss eines Wiener Weinschutz-Gesetzes. In dem solle festgelegt werden: Jeder Quadratmeter, der heute in Wien ein Weingarten ist, muss das auch bleiben. Bei Rodungen alter Weingärten muss in spätestens drei Jahren wieder ein neuer Weingarten ausgepflanzt werden. Alle Flächen, die im Weinbaugesetz als Weinberge eingetragen sind, müssen verpflichtend mit Reben bepflanzt werden - das wäre um rund 100 Hektar mehr als derzeit.

Weiters solle eine Kommission festlegen, welche Grundstücks- und Marktpreise wirtschaftlich verträglich sind. Wird ein Grundstück zu einem höheren Preis verkauft oder verpachtet - soll eine "jährliche massive Liebhaberei-Abgabe" eingehoben werden. Die Einnahmen sollten dann zweckgebunden etwa als Auspflanz-Förderung eingesetzt werden.

Die WienWein-Winzer betonen zwar, dass sie den bestehenden Wiener Schutzbestimmungen vertrauen. "Wir glauben ja, dass die Stadt keine Weingärten umwidmen wird", erklärt Wieninger. "Aber man muss das in alle Hirne reinbringen." Andernfalls würden in Wien immer mehr Weingärten verschwinden. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD-Printausgabe, 13.4.2011)