Eisenstadt - "Reines Privatfernsehen" sieht Andreas Kratschmar am neu gestalteten Dienstagabend von ORF 1, konkret: "Single mit Kind sucht" und das neue Magazin "Direkt". ORF-General Alexander Wrabetz möge diese Formate "sofort wieder einstellen", forderte Kratschmar im ORF-Gremium.
Mit Beiträgen etwa zu Stripperinnen vermittle Direkt "ein Frauenbild wie das Berlusconi-Fernsehen", sagte Kratschmar: "Nackte Haut um ihrer selbst willen."

"Etwas schmuddelig"

ORF-Chef Wrabetz verteidigte die Formate. Er räumte aber ein, dass einzelne Beiträge von "Direkt", etwa über erotische Massagen und Prostitution, vielleicht nicht optimal gewählt waren: "Ich glaube auch, dass wir in den ersten zwei Folgen mit diesen etwas schmuddeligen Themen etwas hatten, das in dieser Art nicht stattfinden muss." Direkt solle Menschen in deren Lebenssituation zu zeigen.

Bei - laut Kratschmar - Kosten von 88.000 Euro und 45.000 Euro pro Folge lägen die Quoten deutlich unter den davor gespielten Programmen: "Wenn schon Privatfernsehen, sollten wenigstens die Quoten entsprechen." Kratschmar empfiehlt aber einen "klaren Kurswechsel".

Den Talk "Contra" begrüßt der Publikumsrat, wünscht sich aber passend zur Zielgruppe jüngere DiskutantInnen. Die "Facewall" degradiere TeilnehmerInnen zu "elektronischen Statisten" und sei eine "etwas klinische Angelegenheit". Damit meinte er vermutlich nicht den in der ersten Folge von der Wand leuchtenden Zuschauerpo. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.4.2011)