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Kämpfer des neuen Präsidenten Ouattara posieren mit der gefangenen ehemaligen First Lady, Simone Gbagbo. Experten warnen vor neuem Blutvergießen – etwa durch Racheaktionen von Anhängern Ouattaras an Gbagbos Truppen.

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Der neue Präsident Côte d'Ivoires, Alassane Ouattara, hat die Bevölkerung zur Versöhnung aufgerufen. Doch ist die Angst groß, dass die Kämpfe weitergehen könnten - trotz der Festnahme von Ouattaras Widersacher Gbagbo.

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Abidjan - Côte d'Ivoire, Tag eins nach dem Ende des Machtkampfs: In der Metropole Abidjan herrschte am Dienstag Erleichterung vor. Endlich sei die Schlacht entschieden, der bisherige Präsident Laurent Gbagbo verhaftet, sagten Bewohner den Journalisten internationaler Medien. Doch die Angst vor weiterer Gewalt sei allgegenwärtig. Die Unsicherheit ist groß.

Anhänger des offiziell anerkannten Siegers der Präsidentenwahl, Alassane Ouattara, hatten am Montag den langjährigen Präsidenten Gbagbo festgenommen. Über vier Monate lang hatte dieser sich geweigert zurückzutreten. Zum Schluss hatten auch französische und UN-Soldaten geholfen, ihn mit Waffengewalt zum Aufgeben zu zwingen.

Ouattara, der neue Präsident, trat nur wenige Stunden nach Gbagbos Festnahme vor die Kamera seines TV-Kanals TCI. "Ich rufe meine Mitbürger dazu auf, von jeglicher Vergeltung oder Gewalt abzusehen", sagte Ouattara in der Nacht auf Dienstag. Dies solle eine "neue Ära der Hoffnung" werden.

Die beiden verfeindeten Lager, die sich vor allem in den vergangenen zwei Wochen erbitterte Kämpfe geliefert hatten, rief der neue Präsident des westafrikanischen Landes zur Versöhnung auf. Vorwürfe über Gräueltaten an Zivilisten - auf beiden Seiten - sollten aufgeklärt werden. Dafür werde eine Wahrheits- und Versöhnungskommission geschaffen.

Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon appellierte an Ouattara, alles zu tun, um ein neues Blutbad zu verhindern. Auch Gbagbo hatte in einer kurzen Ansprache gefordert, die Waffen niederzulegen.

Die Uno und Menschenrechtsorganisationen hatten in den vergangenen Tagen über Massaker im Westen des Landes berichtet. Die Vereinten Nationen haben dort bisher 536 Leichen gefunden. Der Verdacht fiel auch auf Truppen, die auf Ouattaras Seite kämpften.

Bis zum bitteren Ende

Obwohl die Macht nun bei dem international anerkannten Präsidenten liegt, ist nach Experteneinschätzungen der Konflikt noch nicht vorbei. Insbesondere war zunächst unklar, ob Gbagbos Anhänger die Gewalt wirklich einstellen werden. Sie hatten einen Kampf bis zum bitteren Ende gelobt. In dem Konflikt zwischen den beiden Lagern in dem weltgrößten Kakaoexportland sind seit November mindestens 1000 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als eine Million wurden obdachlos. Unklar blieb vorerst auch die Rolle der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich bei der Festnahme Gbagbos.

Als unmittelbares Problem galt das Sicherheitsvakuum in Abidjan. "Die meisten Polizisten sind nicht auf ihren Posten. Beide Seiten verüben Einbrüche, vergewaltigen und töten", sagte eine Sprecherin der UN-Menschenrechtskommission. Nach den zehntägigen Kämpfen in der Stadt gingen der Bevölkerung Lebensmittel und Wasser aus.

Das UN-Ermittlungsteam zu den Menschenrechtsverletzungen soll die frühere Sonderberichterstatterin für Nordkorea, die thailändische Rechtsprofessorin Vitit Muntabhorn, leiten. (Reuters, AFP, AP, red/DER STANDARD, Printausgabe, 13.4.2011)