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Bis 2020 sollen Benzin und Diesel zehn Prozent Biosprit beigemischt werden. Allein mit heimischen Rohstoffen geht sich das nicht aus.

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Bei einer Biotech-Tagung in Wieselburg wurden Kritikpunkte undForschungsfortschritt diskutiert.

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Die Produktion von Biosprit soll effizienter werden. Einerseits, um gegenüber fossilen Treibstoffen konkurrenzfähiger zu werden, andererseits, um den CO2-Ausstoß bei der Produktion gering zu halten. Da nützt es zum Beispiel, wenn vom Mais nicht nur die Keime, sondern auch holzige Teile verwendet werden können. Das Enzym eines bestimmten Schimmelpilzes, Trichoderma reesei, hilft, die Zellulose zu zersetzen.

Ein Problem war bisher, dass man dem Pilz nicht beibringen konnte, mehr von dem Enzym zu produzieren. Die asexuelle Fortpflanzung von Pilzen verhindert ihre Zucht. Das Team um Biotechnikerin Verena Seidl-Seiboth von der TU Wien hat es geschafft, dem Industriepilz durch Rückgriff auf seine Wildform sexuelle Fortpflanzung beizubringen. Somit soll eine Maximierung der Enzymproduktion möglich werden und damit eine Effizienzsteigerung in der Biospritproduktion.

Seidl-Seiboth stellte ihre Ergebnisse bei der vom Verkehrsministerium veranstalteten Tagungsreihe "Highlights der Bioenergieforschung" vor. Bei der Veranstaltung, die sich vor kurzem in Wieselburg in Niederösterreich den Biotreibstoffen widmete, wurden im Rahmen eines "Task 39 Workshops" Forschungsarbeiten vorgestellt. Das Expertennetzwerk Task 39 koordiniert die Biospritforschungen unter der Schirmherrschaft der Internationalen Energieagentur (IEA) in 16 Ländern.

Forschung wie jene von Seidl-Seiboth "würde einer zweiten Biotreibstoffgeneration auf die Sprünge helfen" , ist Dina Bacovsky überzeugt. Sie leitet die Gruppe Biotreibstoffe des Kompetenzzentrums Bioenergy 2020+ in Wieselburg und sorgt dafür, dass Informationen aus dem Task-39-Netzwerk unter Österreichs Wissenschaftern Verbreitung finden.

Für Bacovsky sind effiziente, kostensparende Technologien die besten Strategien, um Biotreibstoffe besser am Markt zu platzieren. Der Ölpreis spiele nur bedingt eine Rolle: Die Berechnungen der Ölfirmen berücksichtigten das Nutzerverhalten. Solange der Ölpreis nur allmählich ansteigt, springen die Konsumenten nicht ab: "Ob Biotreibstoff verkauft wird oder nicht, hängt vom politischen Willen ab."

35 Prozent weniger CO2

Die Nachhaltigkeit von Biokraftstoffen sei jedenfalls durch eine EU-Richtlinie garantiert. Die Produktion von Biosprit muss gegenüber Benzin oder Diesel mindestens 35 Prozent an Treibhausgasen einsparen. Da die Rohstoffe nachwachsen, werden die Emissionen, die beim Verbrennen im Kfz-Motor entstehen, nicht mitgerechnet. Bis 2017 soll die Einsparung bei 50 Prozent CO2 liegen.

In der Frage, ob Biosprit auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion gehe, argumentieren die Biosprithersteller, dass in Österreich nur auf Überschussflächen Getreide zur Bioethanolproduktion angebaut werde. Zudem können in Biodiesel- und Ethanolanlagen sowohl Biosprit als auch Futtermittel hergestellt werden.

Österreich kann sich künftig aber nicht vollständig selbst versorgen. "Das Ziel von zehn Prozent Biosprit bis 2020 kann aus heimischen Rohstoffen allein nicht gedeckt werden" , sagt Bacovsky. International ist die Produktion von Ethanol vor allem durch Beimischung zu fossilen Treibstoffen in Brasilien und den USA stark gestiegen. Österreich hat eine Ethanolanlage in Pischelsdorf in Niederösterreich. Biodiesel wird an 14 Standorten produziert. (Alois Pumhösel/DER STANDARD, Printausgabe, 13.04.2011)