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Nick Frost (39) ist durch die Komödien "Shaun of the Dead" und "Hot Fuzz" bekannt geworden. Demnächst ist er in Steven Spielbergs "The Adventures of Tintin" zu sehen.

Foto: Reuters/Rinaldi

Wien - Eigentlich wirken die beiden Briten, die sich auf der weltgrößten Science-Fiction-Comicbörse in San Diego eingefunden haben, selbst wie Aliens. Kein Wunder also, dass die Nerds Clive (Nick Frost) und Graeme (Simon Pegg) auf ihrer anschließenden SF-Sightseeing-Tour nahe der legendären Area 51 auf einen echten Außerirdischen treffen: Der großmäulige Paul, seit 60 Jahren von der US-Regierung streng verwahrt, möchte seine Heimreise antreten und fährt fortan im Wohnmobil der beiden britischen Comedy-Stars mit, um zum Landeplatz seines Mutterschiffs zu gelangen - mit dem Ergebnis, dass die drei schon bald vom FBI verfolgt werden.

Standard: "Paul" wird als Sci-Fi-Film vermarktet, funktioniert aber auch erstaunlich gut als Road- und Buddy-Movie. Wie schwierig war es für Sie als Autor, eine ausgewogene Balance zu halten?

Frost: Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, ich wollte einfach nur diese Geschichte schreiben. Außerdem hat sich das Drehbuch vom Entwurf bis zum fertigen Film stark verändert. Aber es war immer klar, dass die Figuren neben der Situationskomik und den Gags auch genug Raum für ein Eigenleben brauchen.

Standard: Sie arbeiten seit vielen Jahren mit Ihrem Partner Simon Pegg vor der Kamera. Wie kam es zur ersten Drehbucharbeit?

Frost: Es war wohl einfach an der Zeit. Außerdem wollte ich ursprünglich gar nicht Schauspieler werden, sondern habe mich immer schon für das Schreiben interessiert. Wir hatten schon früher ein paar Treatments verfasst, diese aber nie zu Ende gebracht.

Standard: In "Shaun of the Dead" haben Sie noch ein recht stereotypes komisches Repertoire, das Sie seither deutlich weiterentwickelt haben.

Frost: Ich bin ja zum Glück nicht mehr derselbe wie vor zehn Jahren. Eine Reife durchlebt man schließlich auch als Schauspieler. Außerdem wird man hoffentlich in jedem Job besser, egal ob man Stand-up-Comedy macht, Golf spielt oder Autorennen fährt.

Standard: Greg Mottola wird mit seiner Komödie "Superbad" der sogenannten Apatow Factory zugerechnet. Wie sehr hat Sie diese Form der US-Komödie beeinflusst?

Frost: Wir sind Fans. Wir haben uns in England in der Apatow-Gang sozusagen wiedererkannt. Zu Greg hatten wir eine Art transatlantisches Gemeinschaftsgefühl. Dass Superbad-Autor Seth Rogen die Stimme des Alien übernommen hat, ist umso schöner.

Standard: Ihre Filme spielen stets mit dem komischen Effekt unterschiedlicher Realitäten: In "Shaun of the Dead" werden die Zombies nicht als solche erkannt, und nun treffen Sie auf ein echtes Alien.

Frost: Man könnte aber auch behaupten, dass ohnehin jeder in seiner eigenen Realität lebt, weil es so etwas wie eine kollektive Realität gar nicht gibt.

Standard: Dennoch verlassen Sie sich in erster Linie auf Körperkomik und Slapstick. Hat der Erfolg der Gross-out-Comedy, wie sie durch die Farrelly-Brüder populär wurde, mit einer universellen Verständlichkeit zu tun?

Frost: Die einfache Antwort wäre: Wir haben alle einen Körper, und irgendwie geniert man sich immer für ihn, auch wenn man im schönsten Körper der Welt steckt. Das ist sozusagen das Handicap, das wir alle teilen und über das wir alle lachen können. Das funktioniert nicht, wenn mir jemand etwas Komisches über Golf erzählt. Aber wenn jemand über einen Gartenzaun fällt, schaut das immer komisch aus.

Standard: Wie steht es mit der britischen Körperkomik?

Frost: Ich bin in den 80er-Jahren mit der BBC-Sitcom The Young Ones aufgewachsen, die sehr stark auf Körperkomik setzte. Und ich habe schon als Kind Harold Lloyd geliebt, dessen Stummfilmkomik selbstverständlich ohne Sprache auskam. Die britische Tradition der Stand-up-Comedy hat mich stark beeinflusst: Den großartigen, erst vergangenes Jahr verstorbenen Norman Wisdom, der sich an Chaplin orientierte, bewundere ich sehr. Und Lee Evans ist live ohnehin einzigartig.  (Michael Pekler/DER STANDARD, Printausgabe, 13. 4. 2011)