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Forderung der Wiener Winzer: Jeder Quadratmeter, der heute in Wien Weingarten ist, muss ein solcher bleiben.

Foto: APA/Mayr

Der Wein-Jahrgang 2010 soll ein guter geworden sein - trotzdem sind die Wiener Winzer besorgt. Denn immer mehr Rebflächen verschwinden. Davor warnten jedenfalls die sechs unter der Dachmarke "WienWein" versammelten Erzeuger am Dienstag. Sie forderten eine Art "Denkmalschutz" für Weingärten, um die fortschreitende Umwandlung derselben in Wiesen oder Gärten zu verhindern.

"Die jüngsten Entwicklungen sind sehr beunruhigend. Wir sehen den Weinbau in Wien für die Zukunft in Gefahr", sagte Franz Wieninger vom gleichnamigen Weingut. Neben dem prominenten Stammersdorfer Winzer sind auch das Weingut Mayer am Pfarrplatz, das städtische Weingut Cobenzl sowie die Erzeuger Christ, Edlmoser und Zahel in der "WienWein"-Gruppe vertreten. Alle sechs beklagten die Auswirkungen des Trends, Rebflächen aufzulassen bzw. umzuwandeln.

Dieser macht sich nämlich unter anderem ökonomisch bemerkbar: Weingartengrundstücke kosten laut den "WienWein"-Mitgliedern in der Bundeshauptstadt bereits jetzt 10 bis 15 Euro pro Quadratmeter. Das ist, so wird beklagt, bis zu zehnmal so teuer wie etwa im Weinviertel oder in der Thermenregion. Immer mehr Käufer würden aber sogar viel mehr dafür zahlen, nämlich bis zu 50, 60 Euro.

Umwandlung in Wiesen oder Obstgärten

Im Vergleich zu den Preisen für Baugrund sei dies immer noch wenig, da für Toplagen in Wien bis zu 3.000 Euro pro Quadratmeter zu bezahlen seien. Laut den Winzern kommt es immer wieder vor, dass Bewohner von Villenlagen angrenzende Weingärten kaufen und diese zu Wiesen umwandeln oder dort Obstbäume pflanzen. Immerhin: Eine Umwidmung in Baugrund sei aufgrund der geltenden, strengen Grüngürtel-Schutzbestimmungen nicht möglich, betonten die "WienWein"-Vertreter.

Doch nicht nur die Preissteigerungen machen den Top-Produzenten Sorgen. Auch ein angrenzender Garten kann Schaden anrichten, hieß es. Blickdichte Zäune würden die Windströmung und damit das Mikroklima ändern. Obstbäume wiederum können mit ihrem Schatten das Wachstum der Reben beeinträchtigen, wurde beklagt.

Die "WienWein"-Forderungen lauten darum: Jeder Quadratmeter, der heute in Wien Weingarten ist, muss ein solcher bleiben. Es darf keine Rodung und Nutzung als Ziergarten oder Wiese geben. Bei einer Rodung von alten Reben muss spätestens in drei Jahren wieder ein Weinberg gepflanzt werden. Zudem sollen aufgelassene Flächen, die aber im Weinbaugesetz eingetragen sind, wieder mit Reben bepflanzt werden. Weiters verlangen die Winzer die Schaffung einer unabhängigen Kommission, die bestimmt, welche Grundstückspreise verträglich sind. Wird eine Fläche teurer verkauft, sollte eine jährliche "Liebhaberei-Abgabe" berappt werden. Diese Abgabe könnte für die Förderung von Auspflanzungen eingesetzt werden, lautet der Vorschlag.

Die Forderungen richten sich in erster Linie an die Stadt, da diese die nötigen gesetzlichen Voraussetzung schaffen könne, hieß es heute. In Wien werden derzeit innerhalb der Stadtgrenzen zwischen 500 und 600 Hektar Weinbaufläche bewirtschaftet. (APA)