Sie sei zwar erst 35 Jahre alt, verfüge aber über jahrelange Erfahrung in der Politik, rühmte sich Keiko Fujimori, jüngste Kandidatin der peruanischen Präsidentschaftswahlen, in einer TV-Debatte.

Recht hat sie: Mit nur 19 Jahren wurde sie 1994 zur jüngsten First Lady aller Zeiten. Jahrelang tingelte sie in dieser Funktion als offizielle Begleitung ihres berüchtigten Vaters, Alberto Fujimori, durch die Welt, als dieser noch Präsident Perus war. Nach der turbulenten Scheidung von Susana Higuchi, Keikos Mutter, zog er ihr seine erstgeborene Tochter vor. Kleines Detail am Rande: Susana warf ihm vor, er habe sie jahrelang unter Drogen gesetzt, misshandelt und eingesperrt.

Keiko entschied sich für die Seite ihres Vaters. Dort blieb sie auch, als "el Chino" - wie ihn die Peruaner trotz oder gerade wegen seiner japanischen Wurzeln nennen - im Jahr 2009 zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde: wegen des Einsatzes von Todesschwadronen, Verstößen gegen die Menschenrechte und Korruption. Der Richterspruch gegen ihren Vater sei "voller Hass und Rache", wetterte Keiko damals vor dem Sondertribunal in Lima. Sie organisierte landesweite Protestmärsche und Solidaritätskomitees für ihn. Es geht schließlich um die Familienehre - vor allem aber um Machterhalt.

Ihre Widersacher betrachten die Rechtspopulistin als Mitwisserin der dunklen Amtsgeschäfte ihres Vaters, die von Repression und Bestechung geprägt waren. Trotz der Hülle einer modernen Demokratin, die ihre Ansichten auf Twitter kanalisiert - der Duft der Korruption haftet auch an Keiko.

So gibt es Vorwürfe, dass das Stimmverhalten des von ihr geführten Bündnisses "Allianz für die Zukunft" käuflich ist, wenn nur das Angebot hoch genug ist, oder dass ihre Wahlkampagne von Drogenbossen mitfinanziert werde. Seit einigen Tagen gehen peruanische Medien mit E-Mails hausieren, die beweisen sollen, dass sowohl Keikos teure Ausbildung an US-amerikanischen Privatunis als auch die ihrer drei Geschwister aus der Staatskasse bestritten wurden.

Der Mutter einer Tochter werden für die Stichwahl gegen Ollanta Humala im Juni realistische Chancen eingeräumt. 2006 zog sie mit der Unterstützung von 602.000 Landsleuten ins Parlament ein. Sie ist damit die Abgeordnete mit der größten Gefolgschaft. Sollte sie die Wahl gewinnen, will sie nicht nur Gewaltverbrechen bekämpfen und die Todesstrafe wieder einführen, sondern zunächst einmal ihren Vater begnadigen. (Julia Herrnböck/DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2011)