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Bastelt mithilfe von Horst Pirker an globalen Medien über die Welt von Red Bull: Dietrich Mateschitz (66).

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Professor Pirker (51): Strategievorlesung an der Uni Graz.

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Graz - "Strategie ist gar nicht mein Lehrgebiet". Horst Pirker, lange Hirn und Motor der Expansion der Styria zum Medienkonzern, ist "eingesprungen" an der Grazer Karl-Franzens-Universität. Im Herbstsemester erst widmet er sich dort dem Leibgebiet Medienentwicklung und -management. Und doch: "Wer diese Lehrveranstaltung durchhält, wird Strategie praktisch beherrschen."

Dietrich Mateschitz, Hirn, Herz und Motor von Red Bull, kann das längst. Und für eine Medienstrategie hat er gerade Horst Pirker geholt. Nach Getränken und Formel 1 geht es um die Medienwelt. Global wie gewohnt.

"Ganz anders funktionieren"

In der Lehrveranstaltung blitzt der Bulle selten auf. Bei Zielgruppen etwa. Die halte Mateschitz für überholten "Zauber aus den Sechziger-, Siebzigerjahren". Beim Thema Innovation: "Ein neues Produkt, eine neue Dienstleistung zu erfinden, ist richtig schwer", erinnert Pirker. "Ich arbeite mit einem Menschen zusammen, der hat einmal etwas erfunden, ein neues Geschäftsfeld." Im Rest der Welt und als Red Bull, denn das Urgetränk hatte er ja aus Thailand. "Viel leichter ist es, ein neues Geschäftsmodell zu entwickeln", sagt Pirker: "Wie könnte es ganz anders funktionieren?"

Das kann man, wie vieles, was Pirker im Seminarraum sagt, auf das Red Bull Media House beziehen. Dessen Produkte sind anders, aber bisher kein Geschäft im klassischen Sinn.

Das Red Bulletin etwa mit seiner Millionenauflage als Beilage, wohl bald auch in den USA. Das "Seitenblicke Magazin". Das Rennsportheft "Speedweek". Oder Servus TV, das private öffentlich-rechtliche Fernsehen, und sein zum Start 8000-mal verkaufter Printableger "Servus in Stadt und Land".

Servus TV hat Mateschitz zuletzt in der "Neuen Zürcher" erklärt: "Um uns das Knowhow im TV-Geschäft anzueignen, haben wir mit Servus TV seit 2009 auch einen eigenen Fernsehsender." Und: "Sobald wir das Handwerk gelernt haben und es uns zutrauen, werden wir ein eigenes Red-Bull-TV machen, einen Sender, der ausschließlich Themen aus der Welt von Red Bull kommunizieren wird." Ein tägliches Magazin mit Weltnachrichten dieser anderen Art soll schon eine Redaktion in Salzburg vorbereiten. Fragt sich noch: Passt Red Bull TV, gedacht wohl für Menschen, die sich zumindest jung fühlen, ins alte Medium Fernsehen oder besser zu Web, Laptop, Tablet. Dort übt Red Bulletin längst Multimedia mit viel Bewegtbild. Wächst ja vielleicht doch noch alles zusammen.

Weil Pirker bei der Styria vor allem Zeitungsmann war, spekuliert die Branche über eine Red-Bull-Zeitung. Die "Salzburger Nachrichten" fallen da, der Lebenswelt von Red Bull so fern wie der auch gehandelte "Kurier". Und eine Gratistageszeitung? Passt gedruckt schwer in Mateschitz weltweiten Anspruch. Schon die Globalisierung des monatlichen "Red Bulletin" ist lang und teuer. Das Bulletin startete einst übrigens als Tageszeitung für die Formel 1, gedruckt und verteilt an der jeweiligen Rennstrecke.

Solche Ideen des fantasievollen wie milliardenschweren Oberbullen und Medien, die ihm als Freundschaftsdienst an Karl-Heinz Grasser ("Seitenblicke") oder der Wirtschaftskammer (Salzburg TV, nun Servus) zufielen, scheinen zu Pirkers unternehmerischer "Schlüsselfrage" nach dem Geschäftsmodell zu passen, "die viel zu selten gestellt wird".

Mateschitz über seine Medien: "Ob es reichen wird, Gewinne zu erzielen, wissen wir nicht. Aber wir glauben, dass das Verhältnis der Kosten zum Markenmehrwert ein positives sein wird."

Auch dazu gibt es einen Pirker: "Nur für Geld zu arbeiten, greift zu kurz, es braucht einen Sinn darüber." (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 12.4.2011)