Hamburg - Der Maschinenbau-Ingenieur Karl-Friedrich Stracke ist neuer Chef des deutschen Autobauers Opel. Der Aufsichtsrat berief den bisherigen Entwicklungschef des Detroiter Mutterkonzerns General Motors am Montag an die Spitze des Rüsselsheimer Traditionsunternehmens. Der 54-Jährige folgt damit auf den Briten Nick Reilly, der in den Opel-Aufsichtsrat wechselt und die Leitung des Gremiums übernimmt. Der 61-jährige Reilly führt zudem weiter das Europa-Geschäft von GM.

Die Arbeitnehmer hatten zuvor befürchtet, Opel könne durch Reillys herausgehobene Stellung wieder stärker in Abhängigkeit von der Detroiter Konzernzentrale geraten. Den Widerstand gegen die Neuwahl der Opel-Spitze hatte der Betriebsrat erst aufgegeben, als GM erklärte, dass dies nicht geplant sei.

Stracke arbeitet seit 1979 in verschiedenen Funktionen bei Opel und GM. Unter seiner Leitung wurden die Elektrofahrzeuge Opel Ampera und Chevrolet Volt entwickelt. Produktionschef Frank Weber, der die Entwicklung der beiden Elektroautos vorangetrieben hat, hatte Opel jüngst verlassen. Ein Nachfolger ist nach Unternehmensangaben noch nicht gefunden.

Als Vorstandschef steuert Stracke das weltweite operative Geschäft der beiden Schwestermarken Opel und Vauxhall. Sein Vorgänger Reilly wird als Aufsichtsratschef das Europageschäft von GM leiten. Es umfasst neben Opel/Vauxhall ein Getriebewerk in Straßburg sowie eine Beteiligung an einem italienischen Dieselmotorenhersteller. GM ist in Europa zudem mit den Marken Cadillac und Chevrolet vertreten, die jeweils eigene Chefs haben.

Signalwirkung

Reilly war von GM im November 2009 als Sanierer an die Opel-Spitze geschickt worden. Der US-Konzern hatte die deutsche Tochter zuvor verkaufen wollen, sich dann aber entschieden, das defizitäre Unternehmen in eigener Regie zu sanieren. Davor war Reilly drei Jahre lang Chef der GM-Auslandssparte mit Sitz in China. GM hatte im Laufe der vergangenen Jahrzehnte mehrfach Sanierungsversuche bei Opel unternommen und dabei zahlreiche Chefs verschlissen.

Mit Strackes Ernennung verbindet GM das Signal, dass die Sanierung von Opel in geordneten Bahnen läuft und die für nächstes Jahr angekündigte Rückkehr in die Gewinnzone absehbar ist. Mit neuen Modellen wollen die Rüsselsheimer ihre Marktstellung in den nächsten Jahren ausbauen und verstärkt außerhalb Europas Fuß fassen. Opel streicht europaweit 8.000 der 48.000 Arbeitsplätze und hat unlängst ein Werk im belgischen Antwerpen geschlossen. Zurzeit verhandelt der Autobauer erneut über die Bedingungen für den geplanten Abbau von 1.200 Stellen im Bochumer Werk. (APA/Reuters)