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Präsident Rudolf Edlinger hatte kein Vertrauen mehr zu Trainer Peter Pacult und kündigte ihn fristlos...

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Bis 2009 stand Zoran Barisic (rechts) als Assistent hinter Pacult, am 11. April 2011 hat er ihn quasi überholt.

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Barisic wird bis zum Saisonende versuchen, "mich zu empfehlen. Viel wichtiger ist es aber, dem Verein zu dienen."

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Wien - Ein Montag in Hütteldorf: Um 9 Uhr, also eine halbe Stunde vor Trainingsbeginn, hätte Peter Pacult im Hanappi-Stadion auftauchen sollen. Er kam nicht, blieb quasi unter Wasser. 25 Minuten später hat Rapid die sofortige und fristlose Trennung von Pacult offiziell gemacht, sie wurde mit einem "massiven Vertrauensbruch" begründet. Auch der restliche Betreuerstab - Assistent Leopold Rotter, Tormann-Coach Michael Kohlbacher und Fitnesstrainer Christian Canestrini - wurde gefeuert. Die drei waren anwesend, und sie reagierten betroffen.

Pacult wurde per E-Mail verständigt, ein eingeschriebener Brief ist auf der Reise. Manager Werner Kuhn teilte die Entscheidung der nicht verblüfften Mannschaft mit (einige sollen gestrahlt haben). Kuhn schickte die Kicker wieder heim, die Übungseinheit wurde auf 15.30 Uhr verlegt. Unmittelbar davor gab es eine Ansprache von Präsident Rudolf Edlinger. Er stellte den 40-jährigen Zoran Barisic als interimistischen Trainer bis Saisonende vor. Man kennt sich sehr gut, er war bis 2009 Assistent von Pacult. Nach gröberen Meinungsverschiedenheiten wechselte Barisic zum Nachwuchs - und war dort recht glücklich und recht erfolgreich.

Um 15.30 Uhr sprach Edlinger zu den Medienvertretern und begründete den einstimmigen Beschluss des Präsidiums. "Dass er nicht zum Training erschienen ist, war nicht der Grund. Es gab einen massiven Vertrauensbruch, der nicht zu kitten war." Und Edlinger schilderte die Vorgänge der vergangenen 40 Stunden. Am Samstagabend stritt Pacult ab, mit Red Bull über einen Wechsel nach Leipzig verhandelt zu haben und erklärte, dass das Treffen am Donnerstag mit Dietrich Mateschitz beim Pfarrwirt zufällig gewesen sei. Rapid sandte am Sonntagvormittag eine Pressemitteilung aus. Inhalt: alles nur Gerüchte. Pacult reagierte wütend - und war seither weder von Edlinger ("Seine Wut lässt den Schluss zu, dass er verhandelt hat") noch von einem anderen Funktionär telefonisch erreichbar. Er wird wohl die Fristlose akzeptieren, kein Arbeitsgericht belästigen. Da fängt er lieber gleich bei Red Bull an.

Pacult hatte bereits die 0:2-Niederlage gegen Sturm Graz überaus gefasst zur Kenntnis genommen, sie schien ihn gar nicht zu tangieren, vermutlich weil der Wechsel zu RB Leipzig längst ausgemacht war. Die Scheidung war für ihn innerlich wohl beschlossen, es ging nur um den Vollzug, die Formalitäten. Pacults Vertrag wäre ja bis 2012 gelaufen.

Einige Erfolge

Immerhin hat die Ehe - die Hochzeit fand im September 2006 statt - mehr als viereinhalb Jahre gedauert. Im Fußball ist das fast eine Ewigkeit. Sie war nie konfliktfrei. Die Spieler, der mittlerweile zurückgetretene Sportdirektor Alfred Hörtnagl und andere konnten Pacults Verhalten und Entscheidungen mitunter kaum nachvollziehen. Allerdings gab es auch Erfolge: den Meistertitel 2008, zweimal wurde durch Siege über Aston Villa die Gruppenphase der Europa League erreicht, in dieser setzte es vor allem Niederlagen. Aber das große Happel-Stadion war sechsmal ausverkauft. Rapid konnte sich durch die Verkäufe von Ümit Korkmaz, Erwin Hoffer, Stefan Maierhofer und Nikica Jelavic wirtschaftlich sanieren. Die Abgänge wurden nie vollwertig ersetzt, darüber regte sich Pacult nicht ganz zu Unrecht auf.

In dieser Saison droht allerdings ein Fiasko, sollte die Qualifikation für den Europacup verpasst werden. Barisic will das verhindern, er debütiert am Samstag in Innsbruck. "Es ist eine Ehre für mich, ich bin dankbar. Die Mannschaft muss ihr Potenzial voll ausschöpfen." Kapitän Steffen Hofmann sagte: "Es ist, wie es ist. Wir wollen mit Barisic unsere Ziele erreichen." Edlinger wird den neuen Trainer "rechtzeitig" präsentieren. Peter Schöttel, Dietmar Kühbauer und Andreas Herzog werden gehandelt, Edlinger macht das Spielchen mit Namen nicht mit. "Jetzt wird das Haus neu bestellt. Der Fußball ist speziell bei Rapid spannend." (Christian Hackl, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 12. April 2011)