Eine vergessene Altlast aus der Saddam-Zeit schafft es in die Medien: Im Camp Ashraf nördlich von Bagdad ist die irakische Armee wieder einmal mit großer Brutalität gegen oppositionelle iranische Volksmujahedin vorgegangen, die seit Jahren dort festsitzen. Keiner - außer dem Iran, wo es ihnen schlecht ergehen würde - will die etwa 3500 Menschen haben, deren Gruppe politisch als Terrororganisation und wissenschaftlich als militärisch-politisch-religiöse Sekte eingestuft wird. Nur wenige westliche iranfeindliche Politiker setzen sich für sie ein.

Dass die irakische Regierung nichts für die Volksmujahedin übrig hat, kann man ihr nicht verdenken: Immerhin haben diese viele Jahre mit Saddam Hussein kollaboriert, darum sitzen sie ja im Irak. Aber erstens haben auch Saddam-Kollaborateure Menschenrechte, und zweitens ist nicht jeder im Lager, zumal acht Jahre nach dem Sturz des Saddam-Regimes, für die Politik der Volksmujahedin verantwortlich, schon gar nicht die vielen Kinder.

Dazu kommt, dass die schiitische irakische Regierung im Verdacht steht, mit ihrem brutalen Vorgehen dem iranischen Regime entgegenzukommen. Bagdad beteuert zwar, dass es die Volksmujahedin nicht in den Iran abschieben wird. Aber im Irak können sie auf Dauer nicht bleiben. Die USA sollten den Irak zu Jahresmitte nicht verlassen, ohne eine Lösung für diese von der Geschichte im Irak angespülten Menschen gefunden zu haben. (Gudrun Harrer /DER STANDARD, Printausgabe, 11.4.2011)