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Louis Van Gaal (L) ist auf der Bayern-Bank Geschichte. Neben Christian Nerlinger wird nächstes Jahr Jupp Heynckes Platz nehmen.

Foto: Timm Schamberger/dapd

München - Beim FC Bayern München, einem über die Grenzen Deutschlands hinaus beliebten Fußballverein, geht es derzeit zu, frage nicht. Da trennt man sich im März von Coach Louis van Gaal, will ihn aber bis Saisonende weiter werken lassen. Fast genau einen Monat später ist der Trainer Geschichte. "Das Maß war voll", sagte Präsident Uli Hoeneß nach dem 1:1 gegen Nürnberg. Der Neue, Jupp Heynckes, kann aber erst am 1. Juli kommen, weil er noch bei Bayer Leverkusen, dem ersten Verfolger von Tabellenführer Dortmund, höchst erfolgreich beschäftigt ist.

Lustigerweise spielen die viertplatzierten Bayern am kommenden Sonntag noch gegen Heynckes, um den dritten Platz zu retten, der gerade noch für die Qualifikationsrunde der Champions League berechtigt. Lustig findet das Club-Boss Hoeneß aber nicht. "Spaß hat es in diesem Verein schon lange nicht mehr gegeben, nicht bei uns und auch nicht bei den Spielern. " Gegen Leverkusen erwartet der 59-Jährige "eine Explosion - und dass die Zwangsjacke, in der die Spieler seit Monaten stecken, abgestreift wird."

Hoeneß glaubt jedenfalls, dass mit van Gaal auch gleich alle Probleme und Schwierigkeiten innerhalb des Teams abgestreift wurden. Vor allem die Entscheidung des Niederländers in der Winterpause, Jörg Butt aus dem Tor zu nehmen und Thomas Kraft als Einsergoalie zu installieren, ging Hoeneß gehörig gegen den Strich. Da "ging die ganze Scheiße los", klagte er, ganz Gentleman. Und Hoeneß wusste, ungleich feiner, über den ehemaligen Angestellten noch zu berichten, dass er sowieso auch bei den Spielern nicht unumstritten war. "Dass die hinter dem Trainer gestanden haben, ist sowieso ein Märchen."

Torhüter Kraft hat gegen Nürnberg die Bedenken des Präsidenten zumindest befeuert. Sein unmotivierter Ausflug aus dem Tor und sein verunglückter Pass auf Philipp Lahm machte den Gegentreffer zum 1:1 erst möglich. Der dazwischen gesprintete Christian Eigler hatte keine Probleme, den 22-Jährigen zu überheben.

Bis zur Machtübergabe an Heynckes, der seine dritte Amtszeit bei den Bayern antritt, übernimmt der bisherige Assistent Andries Jonker. Dem 48-jährigen Niederländer steht Hermann Gerland zur Seite. Gerland ist Trainer des bereits so gut wie abgestiegenen Amateurteams der Münchner in der dritten Liga.

Im indirekten Kampf um den dritten Platz gegen Hannover muss Jonker am Sonntag gegen Leverkusen aber auf Arjen Robben verzichten. Der Niederländer sagte nach dem Schlusspfiff Referee Knut Kircher mit einer Auswahl von Worten seine Meinung, die laut Kircher "in den Bereich der Beleidigung gehen". Robben sah Rot, entschuldigte sich und kritisierte das Auftreten einiger Mitspieler. "Ich war sehr, sehr sauer. Wir müssen nächstes Jahr Champions League spielen, da musst du in jedem Spiel 200 Prozent geben." Robben kann vorerst null Prozent beisteuern. (krud, DER STANDARD Printausgabe 11.04.2011))