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Truppen von Alassane Ouattara

Foto: REUTERS/Emmanuel Braun

Abidjan/Brüssel/New York - In der Elfenbeinküste haben am Sonntag französische und UN-Hubschrauber die Residenz des abgewählten Präsidenten Laurent Gbagbo beschossen. Ein Sprecher Gbagbos erklärte, das Anwesen sei bei dem Angriff teilweise zerstört worden. Es blieb zunächst unklar, ob sich Gbagbo zum Zeitpunkt des Angriffs in der Residenz aufhielt. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, er habe die UN-Friedenstruppen dazu angewiesen, mit "allen notwendigen Mitteln" den Einsatz schwerer Waffen durch die Anhänger von Gbagbo zu beenden. Die Gbagbo-Truppen hätten diese gegen Zivilisten und UN-Angehörige eingesetzt. Die Einheiten Gbagbos hatten zuvor von der Residenz aus das Hotel unter Beschuss genommen, in dem der gewählte Präsident Alassane Ouattara sein Hauptbüro hat.

Das Hotel, in dem sich auch UNO-Büros befinden, sei am Samstagnachmittag aus der Gegend von Gbagbos Residenz mit schweren Waffen angegriffen worden.

"UNO-Bericht ist erfunden"

Ein Sprecher der Regierung Gbagbo entgegnete allerdings gegenüber der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag, der angebliche Angriff habe nicht stattgefunden. Die entsprechenden Berichte der UNO-Mission seien "erfunden".

UNO-Untergeneralsekretär Alain Le Roy hatte Gbagbos Truppen zuvor beschuldigt, sie hätten mit ihrem Waffenstillstandsangebot in der vergangenen Woche nur Zeit gewinnen wollen, um ihre Truppen neu zu formieren. Die von den Spitzen von Armee, Polizei und Präsidentengarde angekündigte Feuerpause sei nur "ein Trick" gewesen. Gbagbo wird nach Informationen des französischen Rundfunksenders Europe 1 von angolanischen Elite-Soldaten unterstützt.

Ouattaras Republikanische Truppen (FRCI) hatten in der vergangenen Woche große Teile Abidjans unter ihre Kontrolle gebracht und Gbagbo in dessen Residenz umzingelt. Die Hoffnung, dass der seit Ende November andauernde blutige Machtkonflikt damit ein Ende finden würde, erfüllte sich jedoch nicht. Auch Gbagbos Fernsehsender RTI war in Teilen Abidjans wieder auf Sendung. In den Programmen wurde zum Widerstand gegen die Ouattara-Truppen aufgerufen.

Die andauernden Kämpfe, Lebensmittelknappheit und Ausgangssperren verschärften die Not der etwa vier Millionen in Abidjan noch verbliebenen Einwohner. Hilfsorganisationen haben wegen der angespannten Sicherheitslage kaum Zugang zu den Menschen. Menschenrechtsorganisationen fürchten zudem Vergeltungsschläge gegen politische Gegner, nachdem auch Ouattaras Truppen Massaker an Zivilisten verübt haben sollen. Zuvor waren bereits zahlreiche Übergriffe von Gbagbos Sicherheitsdienst auf Zivilisten in Stadtteilen bekanntgeworden, in denen viele Ouattara-Anhänger leben.

Ouatarras Diplomat weist Massaker-Vorwurf zurück

Der UNO-Gesandte Ouattaras, Youssoufou Bamba, dementierte allerdings, dass dessen Truppen mit den Tötungen von Gbagbo-Anhängern zu tun haben. In einem E-Mail an die Nachrichtenagentur Reuters, erklärte Bamba, sie hätten im Gegenteil den Zivilisten zu Hilfe kommen wollen.

Die EU hob einen Teil ihrer Sanktionen gegen Cote d'Ivoire auf. Damit sollten die "legitimen" Kräfte der Regierung Ouattara gestärkt werden, hieß es am Samstag in einer Mitteilung des Ministerrates in Brüssel. Die Häfen von Abidjan und San Pedro, eine Raffinerie und die Behörde für den Kakaoexport wurden von einer Liste von Unternehmen genommen, deren Vermögen in der EU bisher eingefroren waren. Damit können auch wieder Zahlungen an diese Unternehmen geleistet werden.

Ouattara hatte um eine Aufhebung der Sanktionen gebeten, um die Wirtschaft des westafrikanischen Landes nach monatelangem blutigen Machtkonflikt wieder aufzubauen. Andere Sanktionen gegen den abgewählten Präsidenten Gbagbo und dessen Vertraute - beispielsweise Einreiseverbote und das Einfrieren von Konten - bleiben in Kraft. (APA/Reuters)