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Peter Pacult (51) war/ist seit 2006 Trainer von Rapid.

Foto: dapd/Punz

Wien - Peter Pacult hat den Beweis geliefert, dass er nicht zeichnen kann. Dafür kann es nur zwei Erklärungen geben: Entweder hat der Rapid-Trainer als Bub den Gegenstand Bildnerische Erziehung geschwänzt (nach dem Motto: "Was brauche ich den Dreck?") oder sein Lehrer war ein pädagogischer Irrtum. Die österreichische Bildungsdebatte ist ja keine Erfindung der Neuzeit, die Schulproblematik war auch schon vor 40 und mehr Jahren akut.

Da saß also Pacult am Samstagabend im Presseraum des Hanappi-Stadions, die völlig verdiente 0:2-Heimniederlage gegen Sturm Graz war bereits besprochen. Eigentlich hätte er weinen und den Abschied vom Titelkampf bekanntgeben müssen. Aber nein, er sagte, dass man in dieser Saison auch sehr gute Spiele abgeliefert habe. "Aber natürlich kann man nicht zufrieden sein."

Vermutlich hat sich Pacult von Rapid verabschiedet, wobei er halbherzig dementierte. Er hat mit Kuli auf einen Zettel gezeichnet. Einen Tisch, der als solcher nicht erkennbar war, abstrakte Sessel und Striche, die Menschen darstellen sollten. Einer davon war er selbst, ein anderer Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz, abgebildet wurden das Ehepaar Vranitzky, Szenewirt Rainer Husar und Hans Schmid, der Präsident der Vienna Capitals. Der Tisch stand im Pfarrwirt, der ist eine Topadresse in Wien-Döbling, gehört Schmid.

Richtigstellung

Das Beisammensein fand am Donnertagabend statt. Im Laufe des Samstags wurde berichtet, dass Pacult im Sommer zu RB Leipzig in die vierte deutsche Liga wechselt. RB bedeutet Rasenball, Sponsoren in Vereinsnamen sind untersagt, aber es klingt nach Red Bull. Die Leipziger Volkszeitung sieht den Deal als bis ins kleinste Detail vollzogen. Eine Nebenrolle hat der Journalist Achim Schneyder (Kleine Zeitung), der laut Pacult wohl zur selben Zeit beim Pfarrwirt gewesen ist und sich "einen Blödsinn" zusammengereimt hat. Schneyder war allerdings in Kärnten, er verlangt jetzt von Rapid eine Richtigstellung.

Pacult spielt ein verwirrendes Spielchen, vielleicht kennt er sich selbst nicht mehr aus. Rapid-Präsident Rudolf Edlinger will sich jedenfalls "den Kopf der Trainers nicht zerbrechen". Nach der Niederlage gegen Sturm wurde Pacult zum Rapport bestellt, in der Geschäftsstelle wurde heftig diskutiert. Neben Pacult und Edlinger waren der interimistische Sportdirektor Stefan Ebner und Manager Werner Kuhn anwesend. Edlinger sagte dem Standard: "Es gab eine letzte Verwarnung für Pacult, beim nächsten vereinsschädigenden Vergehen gibt es Konsequenzen." Am Freitag war Pacult öffentlich ausfällig geworden. Er beschimpfte den zurückgetretenen Sportdirektor Alfred Hörtnagl, meinte sinngemäß, dieses Amt brauche man nicht, eine Sekretärin würde dafür reichen. Pacult versicherte Edlinger, dass es sich beim Treffen im Pfarrwirt um eine zufällige Begegnung gehandelt habe, quasi um eine lustige Weinverkostung. Edlinger: "Ich muss es ihm halt glauben."

Kann sein, dass Pacult seine fristlose Entlassung provozieren will. Edlinger. "Keine Ahnung, was er will." Die Zusammenarbeit steht unmittelbar vor dem Ende. Der Zeitpunkt der Scheidung ist noch offen. Pacult leitet jedenfalls heute, Montag, das Training. Er hat einen Vertrag bis 2012. Edlinger weigert sich, ihn auszuzahlen. "Da geht es ja nicht um ein paar Zerquetschte, sondern um eine halbe Million Euro. Ich habe ein Gesamtverantwortung für den Verein. Und arbeitsrechtlich habe ich nichts oder zu wenig in der Hand. Wer gehen will, soll es sagen und gehen. Ich lege niemanden Steine in den Weg."

Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass sich Red Bull bei Edlinger meldet und ein Angebot legt. Bereits am Samstag könnte dann Zoran Barisic in Innsbruck interimistisch auf der Bank sitzen. Als Pacults Nachfolger werden Dietmar Kühbauer und Peter Schöttel gehandelt, auch Andreas Herzog, der als Sportdirektor absagte, könnte ein Thema sein.

Sollte sich Rapid nicht für den Europacup qualifizieren, wird es in Hütteldorf eng. Edlinger: "Dann haben wir ein Problem. Und zwar kein kleines." Pacult wird es kaum tangieren. Er könnte in Leipzig Rasenbälle malen.(Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe, 11. April 2011)