Edith Saurer, Doyenne der feministischen Historiografie.

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Wien - "Gegen die Macht anschreiben." Das war Edith Saurers Motivation, um als Historikerin geschichtswissenschaftliches Neuland zu erschließen. Diese Maxime war aber wohl auch das Motto ihres reichen akademische Lebens, das die 1942 in Wien geborene Saurer zur Pionierin und Doyenne der feministischen Historiografie in Österreich machte.

Die thematische Bandbreite ihrer Arbeiten war allerdings sehr viel weiter: Saurer, die ursprünglich Germanistik studieren wollte, promovierte über politische Aspekte der österreichischen Bischofsernennungen um 1900. In ihren Habilitation widmete sich die international vernetzte Historikerin Aspekten der materiellen Kultur im frühen 19. Jahrhundert am Beispiel von Schmuggel und Lottospiel.

Saurers größte Leistung war aber ihre Förderung der feministischen Geschichtswissenschaft in Österreich: Neben ihren eigenen Publikationen gründete die Professorin an der Universität Wien mit Kolleginnen die Fachzeitschrift L'Homme. Europäische Zeitschrift für feministische Geschichtswissenschaft, außerdem war sie lange Vorsitzende der Kommission der Interuniversitären Koordinationsstelle für Frauenforschung.

Saurer hat ihre wissenschaftliche Expertise aber auch immer wieder in die Politik eingebracht, unter anderem durch ihre Mitarbeit an der Gleichbehandlungsgesetzgebung. Die Kämpferin für die Sache der Frauen, für Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung starb am Dienstag nach langer schwerer Krankheit in Wien. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 9./10. 4. 2011)