Bild nicht mehr verfügbar.

Bei der Massenkarambolage nahe Rostock sind mindestens zehn Menschen getötet und fast 100 verletzt worden.

Foto: AP/Frank Hormann

Bild nicht mehr verfügbar.

Kriminaltechniker untersuchen ausgebrannte Autowracks auf der Autobahn A19.

Foto: AP/Frank Hormann

Kavelstorf - Die Fahrt ins Wochenende endete mit einer Katastrophe: In einem Sandsturm, bei extrem schlechten Sichtverhältnissen von weniger als zehn Metern, rasten am Freitagmittag bei Rostock im ostdeutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Autos auf der A19 ineinander. Mindestens acht Tote sind zu beklagen. Auch Stunden nach dem Unfall kann sich deren Zahl noch erhöhen, unter einem ausgebrannten Lastwagen ist noch ein Auto eingeklemmt, möglicherweise liegen noch ein oder mehrere Fahrgäste darin. Insgesamt sollen von dem Unfall etwa 110 Menschen betroffen sein, wie viele verletzt sind und wie schwer ihre Verletzungen sind, ist am Freitagabend noch nicht zu überschauen.

"Das ist der schlimmste Verkehrsunfall, den Mecklenburg-Vorpommern je erlebt hat", sagt Polizeisprecherin Yvonne Burand. Es ist gleichzeitig der schwerste Verkehrsunfall seit 20 Jahren in Deutschland. Ein Augenzeuge spricht, spürbar geschockt, von "einem nie gesehenen Chaos".

80 Autos

Im Sekundentakt knallen die Fahrzeuge auf die vor ihnen stehenden Autos, schieben sie ineinander. Am Ende sind es rund 80 Wagen, die auf der Straße liegen bleiben. Davon sind drei Lastwagen, einer auch noch ein Gefahrguttransporter.

Wie der Unfall begann, ist zunächst kaum fassbar und schwierig zu ermitteln. Augenzeugen berichten von einer regelrechten Wand, als sie in eine leichte Senke hinter einem Waldstück hineinfuhren. Ein Sturm, der seit der Nacht über den Norden Mecklenburg-Vorpommerns fegte, hatte Unmengen Sand von den umliegenden kahlen Feldern aufgewirbelt und über die Autobahn geweht. Auf der Fahrbahn liegen regelrechte Sandwehen. In beiden Fahrtrichtungen krachen die Autos ineinander. An der Unfallstelle herrscht kein Tempolimit.

Dann beginnen Fahrzeuge zu brennen. Auch der Gefahrguttransporter, der umgekippt ist, fängt Feuer. Unter dem tonnenschweren Fahrzeug sind weitere Autos eingeklemmt. Was der Laster geladen hat, ist erst einmal nicht bekannt. "Kohlenwasserstoffe", heißt es zunächst, also Mineralölprodukte wie etwa Benzin. Die Menschen, die Richtung Berlin fahren, haben Glück. Sie bleiben von dem Feuersturm verschont.

Nach Abschluss der Löscharbeiten bietet sich den Helfern ein Bild des Grauens. Polizistin Burand ringt nach Worten: "Man weiß nicht, wo das eine Wrack anfängt und das andere aufhört." Die Toten sind auch Stunden danach nicht identifiziert, sie lagen teilweise stundenlang in den Wracks. Viele Verletzte müssen in umliegenden Krankenhäusern behandelt werden.

Mehrere hundert Rettungskräfte sind im Einsatz, sie sind aus den Kreisen Güstrow und Bad Doberan sowie der Hansestadt Rostock zusammengezogen worden. Rettungswagen verlassen im Minutentakt die Unfallstelle, insgesamt sollen sechs Hubschrauber im Einsatz gewesen sein. Die Arbeit der Retter wird stundenlang durch beißenden Sand behindert. Sie müssen Schutzmasken tragen, um überhaupt atmen zu können. Bauern rücken an und sprühen Wasser und Gülle auf die angrenzenden Felder, um den trockenen Sand zu binden. Ein bestialischer Gestank liegt über dem Unfallort.

  (APA)