Der mobile Firefox 4 bietet mit dem "Awesomescreen" diverse Informationen zum Schnellzugriff. Rechts: Einige Add-Ons gibt es auch bereits.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Mit Fingerbewegungen nach links und rechts offenbaren sich weitere Interface-Elemente des Android-Firefox.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Links: Die Ladeanimation des Firefox 4 ist hübsch gemacht, das ist angesichts der langen Wartezeiten aber auch ein schwacher Trost. Rechts: Die Basis-Technologie ist allerdings top, sogar WebGL wird schon unterstützt.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Opera Mini und Mobile teilen sich weitgehend das gleiche Interface, links die "Quick Dial"-Funktion samt Tab-Übersicht, rechts ein Blick auf die etwas Android-untypisch gestalteten Menüs.

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Während Opera Mini alle Daten über eine Proxy jagt, ist diese Funktion bei Opera Mobile optional. Die Mobile-Ausgabe hat außerdem Flash-Support.

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Skyfire will vor allem mit eigenem Video-Support und einer tief gehenden Facebook-Integration punkten.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Das Interface von Dolphin erinnert mit seinen Tabs eher an einen Desktop-Browser, auch hier findet sich zusätzliche Funktionalität links und rechts von der Web-Anzeige.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Ein Alleinstellungsmerkmal von Dolphin ist der frei definierbare Gesten-Support. Rechts im Bild die Anzeige der offenen Tabs.

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Der Miren Browser punktet mit einigen netten Ideen wie dem Startscreen und dem intelligenten Angebot einer Bildschimsperre, und ist dabei sehr flott.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Gerade bei der Anzeige von kleinen Textelementen zeigen sich deutliche Unterschiede beim Schriftenrendering, der Android-Browser (links im Bild) schneidet hier noch am Besten ab, während Firefox (Mitte) und Opera wesentlich schlechter lesbare Ergebnisse liefert.

Screenshot: Andreas Proschofsky

Gerne betont man bei Google die Offenheit von Android, eine Philosophie, die sich nicht nur auf die Freigabe weiter Teil des Codes als Open Source bezieht, sondern auch die Herangehensweise an den Android Market kennzeichnet. Als Konsequenz haben sich in diesem Umfeld viele Anwendungen entwickeln können, die Kernfunktionalitäten des mobilen Betriebssystems zu ersetzen suchen.

Browser

Ein prominentes Beispiel ist die Verfügbarkeit zahlreicher alternativer Browser für Android, von denen im Folgenden einige der Beliebtesten etwas näher beleuchtet werden sollen. Zunächst aber einmal die Klärung der Frage: Wozu eigentlich? Immerhin liefert Google mittlerweile einen ziemlich flotten und unkomplizierten Browser als fixen Bestandteil von Android. Nun einerseits sind manche der alternativen Angebote tatsächlich noch ein spürbares Stück schneller, vor allem aber können sie mit Funktionalität aufwarten, die man beim offiziellen Android Browser vermisst.

Firefox 4

Dies zeigt sich gleich beim ersten Kontestanten recht eindrucksvoll, der Firefox 4 ist seit kurzem in einer stabilen Version für Android erhältlich. Seit den frühen Beta-Versionen hat sich hier eine Menge getan - nicht zuletzt in Hinblick auf den Ressourcen-Verbrauch, aber auch was die Funktionalität der Software anbelangt.

So präsentiert sich der Firefox 4 mit eigenständigen Interface-Ansätzen: Zieht man die Webansicht mit dem Finger nach rechts, zeigt sich auf der linken Seite die Liste der gerade offenen Tabs - und natürlich die Möglichkeit neue Tabs anzulegen. Bei einer Bewegung in die umgekehrte Richtung offenbart sich der Zugriff auf die Navigation sowie die Möglichkeit eine Seite rasch zu den Favoriten hinzuzufügen oder Einstellungen vorzunehmen. Durchwegs clevere Ansätze, die den beschränkten Platz auf einem Smartphone gut nutzen.

Stärken

Ein zentraler Vorteil des Firefox 4 im Gegensatz zu Googles Android Browser: Es gibt die Möglichkeit die Browser-Daten automatisch mit dem Desktop-Browser abzugleichen, darunter etwa Bookmarks und Passwörter. Das Einrichten des Sync ist denkbar einfach gestaltet, der mobile Browser zeigt eine Zahlenkombination an, mit der am Desktop dann der Abgleich freigegeben werden kann. Alle Daten werden verschlüsselt bei Mozilla zwischengespeichert, so dass auch der Hersteller selbst keinen Zugriff darauf hat.

Ein weiteres Plus: Dem mobilen Firefox lassen sich per Add-Ons diverse neue Tricks beibringen. Die Auswahl ist zwar - im Vergleich zum Desktop - noch begrenzt, einige nützliche Erweiterungen finden sich aber schon im Angebot. Zudem gibt es die Möglichkeit mehrere Suchmaschinen zu nutzen, von Google über Wikipedia und Twitter bis zu Amazon.

Nett gemacht ist auch der "Awesomescreen", der gleich nach dem Start Zugriff auf die zuletzt mobil oder auch am Desktop aufgerufenen Seiten ermöglicht, auch Add-Ons werden hier dargeboten. Außerdem ist es möglich, Webseiten als PDF lokal abzuspeichern.

Plattform

Eine echte Stärke des mobilen Firefox ist, dass die Basis-Technologie weitgehend der aktuellen Desktop-Release entspricht, also äußerst aktuell ist. So unterstützt man bereits HTML5-Video - auch wenn dies im Test zu Hängern neigte - oder auch die 3D-Technologie WebGL. Da es noch wenige Seiten gibt, die diese Möglichkeiten tatsächlich nutzen, bietet Mozilla zur Veranschaulichung eigene Demos an. Darüber hinaus führt die hohe Aktualität dazu, dass der Android-Firefox in einigen Benchmarks erheblich besser abschneidet als die Google-Lösung - dazu aber am Ende des Artikels mehr.

Laaaaaaaaaaange Ladezeit

Nicht verschwiegen sei aber auch, dass die aktuelle Ausgabe des Firefox für Android noch einige recht nachhaltige Schwachpunkte aufweist. So verbraucht der Browser noch immer recht viel Platz (14 MByte nach dem ersten Start), vor allem aber hat er eine Startzeit von mehreren Sekunden. Wer hier nur mal flott einem Link folgen will, wird rasch genervt sein, immerhin reagiert der Stock-Android-Browser doch praktisch umgehend. Auch sonst ist der Ressourcenverbrauch recht hoch, ein aktuelles Android-Smartphone mit ausreichend RAM (512 MByte) sollte es da schon sein.

An der Webseiten-Darstellung gibt es - im Gegensatz zu den Betas - kaum mehr etwas auszusetzen, auch Zoomen und Scrollen sind ziemlich flott. Allerdings gibt es regelmäßig ein sichtbares Nach-Rendern der Seite, es dauert also schon mal, bis nach einer flotten Scroll-Bewegung auch alles wirklich lesbar ist. Die Schriftdarstellung ist beim originalen Android-Browser zudem ebenfalls noch einen Tick besser umgesetzt. Erwähnt sei darüber hinaus, dass der mobile Firefox bisher kein Flash unterstützt, ob dies ein Vor- oder Nachteil ist, sei der subjektiven Einschätzung der LeserInnen überlassen.

Opera Mini

Gleich zwei Android-Browser hat Opera im Angebot: Da wäre zunächst der Opera Mini 6.0, wie er auch auf zahlreichen anderen Plattformen vor allem für die Nutzung mit geringen Ressourcen gedacht ist. Eine Ausrichtung, die sich an vielen Punkten der Software vom schlanken Download (700 kByte) bis zur Optimierung aller angezeigten Inhalte über einen Proxy von Opera festmachen lässt. Letzteres soll den Bandbreitenverbrauch reduzieren, und führt tatsächlich dazu, dass Opera Mini auch dort noch Inhalte darstellt, wo andere Browser aufgrund der schlechten Netzanbindung schon aufgeben.

Weitere Eckpunkte der Software: Es gibt eine eigene Startseite mit "Quick Dial", zur Anwahl der beliebtesten Bookmarks, wie beim Firefox gibt es ein Online-Backup/Abgleich-Service - hier "Opera Link" genannt. Der Wechsel zwischen mehreren Tabs ist nicht nur hübsch gemacht, sondern auch flott zu bedienen.

Was man sich allerdings vom Opera Mini nicht erwarten sollte, ist ein wirkliches Äquivalent zum Android Browser oder auch zu Firefox: Ist der Mini doch auf einfache, mobile Seiten ausgerichtet, bei komplexeren Layouts kommt er schnell mal ins Straucheln. Dies auch da die Unterstützung aktueller Webstandards nicht ansatzweise mit der Konkurrenz mithalten kann.

Opera Mobile

Das ist beim großen Bruder, dem Opera Mobile 11.0 vollkommen anders, denn auch wenn dieser dem "Mini" rein äußerlich stark ähnelt, werkt unter der Haube doch die selbe Rendering Engine wie beim Desktop-Opera. Der Download ist mit 12,58 MByte um ein vielfaches größer, dafür gibt es dann eben einen "vollständigen" Browser, der im Gegensatz zum Mini sogar mit Flash-Support aufwarten kann. Wer will, kann übrigens auch hier die Daten über einen Proxy optimieren lassen, Opera Turbo nennt sich die Funktion in den Einstellungen, die aber von Haus aus deaktiviert ist.

Skyfire

Ebenfalls schon einige Zeit im Geschäft ist der Skyfire Browser, der für Android mittlerweile in der Version 3.2.2 erhältlich ist - und doch noch als Beta bezeichnet wird. Sein herausragendes Merkmal: Skyfire hat es sich zur Aufgabe gemacht, Online-Videos über die eigenen Server für die mobile Nutzung zu "optimieren". Dadurch soll nicht nur der Bandbreitenbedarf signifikant reduziert werden, es lassen sich Flash-Videos selbst auf Smartphones ohne das entsprechende Plugin darstellen. Das funktioniert im Test zwar nicht mit allen Videos, wo es klappt ist das Ergebnis aber durchaus beeindruckend. Auch die automatische Anpassung des Videos an den Bildschirm ist nützlich.

Facebook

In den aktuellen Versionen hat man sich einen weiteren Schwerpunkt gelegt, Skyfire will fürderhin mit einer tiefen Facebook-Integration punkten. Zu gerade besuchten Seiten lassen sich beliebte Links auf dem sozialen Netzwerk aufspüren, außerdem gibt es einen Like-Button und eine feste Integration von Facebook-Feeds.

Zu den weiteren Merkmalen gehört die Möglichkeit rasch die Browser-Identität zu wechseln, um sich je nach Gusto die mobile oder die Desktop-Version einer Seite anzeigen zu lassen. Skyfire ist bei all dem ein äußerst flinker Browser, als Rendering Engine benutzt man übrigens - wie der Android Browser - Webkit, wenn auch in einer eigenen Version.

Dolphin

Noch einfacher macht es sich in dieser Hinsicht Dolphin Browser HD (4.5.0): Dieser übernimmt nämlich die Webseiten-Darstellung direkt vom Android Browser. Auf dieser Basis widmet man sich vor allem der Innovation rund um das User Interface. Dabei hat man sich einiges vom mobilen Firefox abgeschaut (etwa die links und rechts von der Seitenansicht versteckten Menüs), bietet darüber hinaus aber durchaus Eigenständiges.

Die Oberfläche wirkt in vielerlei Hinsicht eher wie die eines Desktop-Browsers, es gibt eine URL-Zeile, die gleichzeitig auch für Sucheingaben genutzt wird. Am oberen Bildschirmrand findet sich eine eigene Tab-Leiste, Es gibt ein eigenes Add-On-System, sowie die Möglichkeit unterschiedliche Themes zu nutzen.

Gesten

Eines der Alleinstellungsmerkmale von Dolphin ist der Gestensupport, der den Schnellzugriff auf ausgewählte Funktionen des Browsers ermöglicht. Dabei sind einige Gesten bereits vordefiniert, wer will kann hier aber auch eigene definieren. Zudem bietet der Dolphin zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, so kann man den User Agent String anpassen, nett auch die Idee die Lautstärkeregler für das Seiten-Scrollen oder das Wechseln der Tabs zu nutzen.

Dolphin HD gibt es (wie die zuvor genannten auch) kostenlos, dabei sind allerdings Werbeinschaltungen in Kauf zu nehmen. Diese lassen sich mit dem Kauf eines Lizenzschlüssels um rund 3,50 Euro entfernen. Zudem ist eine Mini-Variante erhältlich, die schlanker ist, dafür aber ohne Plugin-Support auskommen muss.

Miren

Einen Ruf als besonders schlank und flott hat sich der aus China stammende Miren Browser entwickelt - und dies durchaus zurecht. Vor- und Zurück-Navigieren wirken beinahe umgehend, dabei hilft wohl, dass man sich des Tricks einer kleinen Übergangsanimation bedient. Nach dem Aufruf der App gibt es einen eigenen Startscreen, der eine Art Quick-Dial-Funktion mit dem Zugriff auf Bookmarks, Downloads, History, Suche und mehr verbindet.

Darüber hinaus gibt es bei Miren ein paar ganz interessante Ansätze beim User Interface: Eine feste Navigation gibt es nicht, diese wird bei Bedarf als Overlay eingeblendet. Auch nutzt der Browser einen "intelligenten" Full-Screen-Modus um bei Bedarf den zur Verfügung stehenden Platz am Smartphone möglichst optimal auszunutzen. Das Scrollen lässt sich hier von Haus aus mit den Lautstärketasten vornehmen.

Ebenfalls sehr gut mitgedacht: Dreht man das Smartphone wird als Overlay ein Knopf eingeblendet, der den Screen-Lock anbietet, womit man rasch das Anpassen des Displays an die Lage erlauben oder verhindern kann. Es gibt einen User Agent Switcher und einen "Night Mode", Downloads können beim Verlassen des WLANs automatisch pausiert werden. Wer Bandbreite sparen will, kann die Daten über einen Proxy optimieren lassen. Angemerkt sei, dass diese Funktion über die chinesische Suchmaschine Baidu läuft.

Benchmark

Neben der subjektiv wahrgenommenen Performance gibt es natürlich auch noch jene, die sich in konkrete Werte fassen lässt. So zeigt ein Testlauf durch den Sunspider-Benchmark durchaus noch signifikante Unterschiede, etwas das in der Desktop-Welt ja nicht mehr der Fall ist. Eine kleine Anmerkung zwischendurch: Getestet wurde auf einem Nexus S mit originalem Android 2.3.3.

Jedenfalls kommt der offizielle Android-Browser hier auf einen Wert von 5.998,8ms, Dolphin HD und Miren erzielen wenig überraschend ein praktisch identes Ergebnis. Ein spürbares Stück flotter ist hingegen der Opera Mobile, der auf 3.512,3ms kommt, sein Schmalspur-Pendant Opera Mini verweigert den Test hingegen zur Gänze - mit dem Proxy dazwischen würden die Ergebnisse aber ohnehin keinen Sinn machen. Den Spitzenwert liefert allerdings ein anderer ab, und zwar Firefox 4, der nur 2.991,5ms benötigt. Etwas abgeschlagen hingegen Skyfire mit 7.407,1 ms.

Webstandards

Neben der Performance lohnt aber auch der Blick auf die Unterstützung aktueller Webstandards, bei der sich - mit einer Ausnahme - eigentlich alle Ergebnisse durchaus sehen lassen können: Immerhin liegen sie durchgängig deutlich über dem Wert der Desktop-Version des Internet Explorer 9 (und auch des Firefox 3.6).

Konkret kommt der Android-Browser auf 182 (+1) Punkte, Dolphin und Miren kommen wieder auf den selben Wert. Leicht darüber Skyfire mit 192(+1), schon klarer voran der Opera Mobile der auf 234 (+11) Punkte kommt. Die Topposition nimmt aber einmal mehr - wenn auch nur knapp - der Firefox 4 mit 235 (+9) Punkten ein. Die zuvor erwähnte Ausnahme bildet der Opera Mini, der zeigt was ihn von einem vollständigen Browser unterscheidet, und schlappe 35 (+0) Punkte erzielt.

Fazit

Der Vergleichstest zeigt vor allem eines: Die Android-Browser-Welt ist bunt und hat durchaus einige interessante Alternativen zu bieten. Jeder der vorgestellten Browser kann jeweils mit spezifischen Vorteilen punkten, welcher der "Beste" ist, hängt also schlussendlich von den eigenen Vorlieben ab. Während manche beispielsweise den Konfigurationsreichtum von Dolphin lieben, schreckt andere wiederum genau dieses ab. Der Firefox 4 punktet mit interessanten Interface-Ansätzen und topaktuellen Web-Technologien, all jenen, die mit den langen Ladezeiten nicht leben können, bringt das allerdings herzlich wenig.

So bleibt zum Abschluss eigentlich primär eine Frage offen: Warum entwickelt Google seinen offiziellen Android-Browser nicht etwas "offensiver"? Mit Chrome hat man einen Top-Browser am Desktop, der regelmäßig an der Spitze aller Benchmarks liegt, und sich auch in Sachen Web-Technologie und Funktionsvielfalt nicht zu verstecken braucht. Gerade das Fehlen einer Synchronisierungsfunktion, oder auch die Unterstützung von Erweiterungen wären hier eigentlich sogenannte "No-Brainer".

Allgemeine Überlegungen

Eine durchaus reizvoller Gedanke wäre auch, wenn Google damit beginnen würde, den Android-Browser - und die darunter liegenden Technologien - mit regelmäßigen Updates über den Market zu versorgen. Gerade die NutzerInnen von weniger aktuellen Android-Versionen würden davon massiv profitieren, dies übrigens auch aus einer Sicherheitsperspektive, sind Browser doch ein beliebtes - und wohl dokumentiertes - Angriffsziel.

Update, 11.04.11:

Der Artikel wurde um eine Passage zum von einigen LeserInnen im Forum herausgestrichenen Browser Miren erweitert.

(Andreas Proschofsky, derStandard.at, 10.04.11)

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