Screenshot: Seif Lofty / GNOME

In Form von GNOME 3.0 gibt es seit wenigen Tagen eine neue Generation des Linux-Desktops, mit der GNOME Shell im Zentrum liefert man eine grundlegend überarbeitete User Experience. Die Fertigstellung der aktuellen Release, bedeutet freilich nicht das Ende der Entwicklung von GNOME3, statt dessen will man im gewohnten sechsmonatigen Rhythmus laufend weitere Verbesserungen am Desktop abliefern. Entsprechend wird bereits jetzt intensiv diskutiert, was alles im Herbst mit GNOME 3.2 Neues zum Desktop hinzukommen könnte.

Zeitgeist

Relativ weit gediehen ist dabei ein Feature, das in der TODO-Liste des Projekts schon länger weit oben steht. Über die Nutzung des Zeitgeist-Frameworks soll das Aufspüren von zuletzt genutzten Dokumenten deutlich verbessert werden. Etwas vereinfacht gesagt, hält Zeitgeist fest, wann eine Aktivität im Zusammenhang mit welchem Programm vorgenommen wurde. Für die Aufnahme in GNOME3 will direkt aus der GNOME Shell auf die Zeitgeist-Informationen zugreifen. 

Dies einerseits durch die naheliegende Integration mit der Suchfunktion, aber auch durch die Einführung von "Jumplists", wie sie aus Windows 7 bekannt sind. So sollen dann über den Rechtsklick auf ein Programm-Icon die zuletzt im Zusammenhang mit der betreffenden Anwendung genutzten Dokumente gelistet werden. Die aktuellen Entwürfe sehen außerdem die Möglichkeit vor, einzelne Dateien zu "pinnen", damit sie dauerhaft in der Liste verbleiben.

Offene Fragen

Etwas unklarer hingegen noch die konkrete Implementation einer eigenen Dokument-Ansicht, die derzeitige experimentelle Implementation sieht dies als dritten Tab neben Workspaces und Anwendungen vor, ein Design, mit dem man aber noch nicht sonderlich glücklich ist. Unabhängig von Zeitgeist sollen die zuvor erwähnten Jumplists in Zukunft auch von den Anwendungen selbst gezielt mit spezifischen Einträgen bevölkert werden können, also etwa um einzelne Funktionalitäten zum Schnellzugriff zu bieten.

Vermischtes

Weitere für GNOME 3.2 anvisierte Neuerungen sind die Einführung eines zentralen Einstellungstool für Web-Accounts, dessen Informationen über Flickr, Facebook und Co. dann von unterschiedlichen Programmen genutzt werden könnten. Auch das Freigeben von Dokumenten und Ordnern soll - wieder - leichter werden. Darüber hinaus soll jenes Anwendungs-Icon, das im Panel das gerade aktive Programm repräsentiert, für weitere Menü-Einträge genutzt werden.

HTML5

Jenseits der neuen Desktop-Funktionalitäten, arbeitet man aber auch an weiteren Verbesserungen der darunterliegenden Technologie. Wie bereits berichtet, soll das Toolkit GTK+ mit der kommenden Release ein HTML5-Backend spendiert bekommen, mit dem sich Anwendungen mittels Browser auch von einem anderen Rechner aus nutzen lassen können. In einem aktuellen Blog-Eintrag gibt der zuständige Entwickler jetzt ein Update und zeigt dabei ein durchaus spannendes, neues Feature: Durch die Nutzung von "Chromeless Windows" ist eine aus der Ferne genutzte Anwendung kaum mehr von einem lokalen Programm zu unterscheiden.

Broadway update from Alexander Larsson on Vimeo.

Am fixen Zeitplan für GNOME 3.2 arbeitet man derzeit noch, einen konkreten Termin für die Fertigstellung gibt es entsprechend noch nicht. Angesichts des üblichen Rhythmus ist aber von einer Freigabe Ende September / Anfang Oktober auszugehen. (apo, derStandard.at, 08.04.11)