Bis vor kurzem beschrieben ihn Insider so: "Das ist der mächtigste Mann in Washington, dessen Namen niemand kennt." Spätestens seit vergangenem Montag ist das anders. Seit Barack Obama seine Wiederwahlbestrebungen für 2012 auch amtlich angemeldet hat, ist Jim Messina, der Kampagnenmanager des Präsidenten, eine große Nummer mit eigenem Namen.

Hochgewachsen, das dunkelblonde Haar seitlich gescheitelt, die Hände in den Taschen seiner braunen Chinos - so marschiert Messina dieser Tage durch die noch leeren Büros im Prudential Building, Downtown Chicago. Dort wird eben das Wahlkampf-Hauptquartier eingerichtet. Und dort wird Messina gelegentlich wohl auch die andere Seite seines rundlichen, jovialen Wildwest-Gesichtes - geboren 1969 in Colorado, aufgewachsen in Idaho, beheimatet in Montana - zeigen.

Messina gilt als harter Hund, der wie sein früherer Vorgesetzter im Weißen Haus, Stabschef Rahm Emanuel, gern flucht, dass sich die Balken biegen, und im Zweifelsfall keine Gefangenen macht. Daneben ist er ein äußerst effizienter Manager, der wie kaum ein anderer imstande ist, Wahlkampagnen auf konstant hoher Drehzahl zu halten. Bewiesen hat er das, als er für den demokratischen Senator Max Baucus aus Montana arbeitete. 2008 heuerte er bei Barack Obama an und war in dessen Kampagne für das Tagesgeschäft verantwortlich. Nach dem Sieg wechselte er als Vize-Stabschef ins Weiße Haus.

Seine erste Amtshandlung als Wahlkampfmanager war eine "Zuhörtour" bei Großspendern. 400 von ihnen hat er als Ziel gesetzt, noch heuer je 350. 000 Dollar heranzuschaffen. Insgesamt will er eine Milliarde sammeln, um die Wiederwahl Obamas zu sichern. Nützlich werden ihm dabei Kontakte sein, die er bei Senator Baucus, der Vorsitzender des Finanzausschusses ist, geknüpft hat. Linksstehende Demokraten werfen ihm deswegen zu große Nähe zur Wall Street vor - und wenig Gespür für jene Graswurzel-Aktivisten, die Obama 2008 zum Sieg getragen haben.

Über das Privatleben Messinas ist kaum etwas bekannt, wohl auch deswegen, weil er keines hat. Seinen durchschnittlichen Bürotag beschrieb er einmal so: "Sieben Uhr Arbeitsbeginn, um 21 Uhr Arbeitschluss. Dann eine Stunde ins Fitnessstudio und um elf ins Bett." Immerhin auch zwei Leidenschaften werden kolportiert: zum einen ein schwarzes Porsche-Cabriolet und 4284 Songs auf seinem iPod. (Christoph Prantner/DER STANDARD, Printausgabe, 7.4.2011)