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"Man hat junge Spieler, die gewisse Ziele haben. Aber dann muss ich auf dem Platz auch alles geben", schimpft Gerland.

Foto: REUTERS/Miguel Villagran

München - Die Talenteschmiede von Bayern München hat schon bessere Zeiten gesehen. Die Amateure des deutschen Fußball-Rekordmeisters stehen vor dem Abstieg in die Viertklassigkeit. Nach einer 0:2-Heimniederlage am Dienstagabend gegen Jahn Regensburg scheint der Gang in die Regionalliga nicht mehr zu verhindern zu sein. Den Aderlass in mehrere Richtungen hat das Team von Trainer Hermann Gerland nicht verkraftet. Das Sprungbrett zu den Profis ist ausgeleiert, die Reserve blutet aus.

Deutschlands Jungstar Thomas Müller, Holger Badstuber, Diego Contento und Keeper Thomas Kraft haben den Sprung in den Profikader geschafft. ÖFB-Teamspieler David Alaba, immer wieder im Zweierteam aufgebaut, wurde im Winter an den Bundesligisten Hoffenheim verliehen, der Türke Mehmet Ekici an den 1. FC Nürnberg. Zudem wechselten etwa die jungen Österreicher Christoph Knasmüllner zu Inter Mailand und Marcel Holzmann zum FC Lustenau.

Frust

Bei Knasmüllners Abgang hatten auch Differenzen mit Gerland, der im Sommer als Amateure-Coach Ex-Teamspieler Mehmet Scholl nachgefolgt war, eine Rolle gespielt. Der 18-jährige Wiener hatte sich nicht richtig eingesetzt gefühlt. Nun macht sich auch bei Gerland, der für das lange Zeit sehr erfolgreiche Nachwuchskonzept der Bayern hauptverantwortlich zeichnet, langsam die Frustration breit.

Leise sprach Gerland, der bei den Profis als Assistent von Chefcoach Louis van Gaal fungiert, nach der Pleite gegen Regensburg im alterwürdigen Stadion an der Grünwalder Straße. "Es tut weh, wenn ich auf die Tabelle schaue. Ich habe ja auch schon andere Mannschaften trainiert, die Fußball spielen konnten", sagte der 56-Jährige, den Kopf zu Boden gerichtet. "Schlechter als im Moment geht es doch gar nicht."

Einen Punkt aus den vergangenen fünf Ligaspielen hat seine Mannschaft geholt. Den fehlenden Einsatz einiger Spieler kann sich Gerland nicht erklären. "Man hat junge Spieler, die gewisse Ziele haben. Aber dann muss ich auf dem Platz auch alles geben", schimpfte der Trainer, um seinem Ruf als "Wilder Hund" gerecht zu werden.

Nächste Saison bekommt es die Bayern-Reserve voraussichtlich mit Gegnern wie der SG Sonnenhof Großaspach oder dem FC Memmingen zu tun - ob mit Gerland oder ohne, das steht noch nicht fest. Die Zukunft des Ausbildners ist offen. Entweder wird er Assistent des neuen Cheftrainers Jupp Heynckes, oder er bleibt bei der U23. Nur so viel steht fest: Die Doppelbelastung gibt Gerland auf. (APA/dpa)