Cortolezis-Schlager (ganz rechts) verteidigte die Kürzungen der Familienbeihilfe und argumentierte für Studiengebühren.

Foto: derStandard.at/lis

WU-Spitzendkandidatin Glötzl (VSSTÖ) stellt das Modell einer Grundsicherung vor.

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"Es gibt nicht `die Studierenden`", das stellte Martin Unger vom Institut für Höhere Studien (IHS) gleich zu Beginn der Diskussion über die soziale Situation der Studierenden an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) des Verbands Sozialistischer StudentInnen (VSSTÖ) fest. Martin Unger leitet die Studierendensozialerhebung des IHS. Er warnte davor, die Studierenden als eine Masse zu sehen. Allgemein gehe es Studierenden zwar gut, aber es gäbe einzelne Gruppen, die vor allem bei der Vereinbarkeit von Beruf und Studium Probleme hätten oder die keine Unterhaltszahlungen von ihren Eltern bekommen. Moderiert wurde die Diskussion von derStandard.at-Bildungsredakteurin Rosa Winkler-Hermaden.

Schedler: Mindestens zwei berufsbegleitende Studien pro Uni

Auch Klaus Schedler, stellvertretender Leiter der Bildungspolitik der Wirtschaftskammer sagte in der Diskussion, dass es vor allem Probleme bei der Unterstützung von Erwerbstätigkeit an den Universitäten gäbe. Eine Vereinbarkeit gleiche schon einem "Wunsch ans Christkind". Er forderte, dass jede Universität mindestens zwei berufsbegleitete Studien anbieten muss. Von einer anderen Seite argumentierte die VSSTÖ-Spitzenkandidatin für die WU, Susannika Glötzl.

"Mangelnde Absicherung von staatlicher Seite"

"Zwei Drittel der Studierenden müssen Arbeiten, weil sie sich das Studium sonst nicht leisten können", sagte sie. Sie stellte eine mangelnde Absicherung der Studierenden von staatlicher Seite fest. Der VSSTÖ schlage deshalb eine Art "Grundsicherung" in der Höhe von 250 Euro vor: Familienbeihilfe, der Kinderabsetzbetrag und der Kinderfreibetrag soll demnach direkt an die Studierenden und nicht an deren Eltern ausgezahlt werden.

Studieneingangsphase "besser, als wenn Professoren auswählen"

Diskutiert wurde unter anderem auch die neue Studieneingangsphase, die vor kurzem von der Regierung beschlossen wurde. Studierende können demnach am Anfang ihres Studiums ihre Prüfungen nur mehr einmal wiederholen. Schedler von der Wirtschaftskammer sagte, dass dies immerhin besser sei "als wenn Professoren die Studierenden auswählen" - derzeit werden Prüfungen an der Technischen Universität und an der WU so zusammengestellt, dass die Lehrenden sicher sein können, dass eine bestimmte Anzahl von Studierenden durchfällt. Glötzl sieht in dieser Änderung eine "Katastrophe für die Studierenden".

"Jetzt sehen Sie, warum in der Regierung nichts weitergeht"

Zu einem kleinen Schlagabtausch kam es während der Diskussion rund um Studienbeihilfen und Studienbeiträge zwischen ÖVP-Wissenschaftssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager und Glötzl. Während letztere Studiengebühren generell ablehnt, da sie zu "sozialer Selektion und weniger Absolventen und Studienanfängern führen", argumentierte Cortolezis-Schlager, dass Beiträge von Studierenden zu einer besseren Umverteilung des Geldes von reichen zu ärmeren Familien bzw. Studierenden führen würden. "Jetzt sehen Sie, warum in der Regierung nichts weitergeht", kommentierte Cortolezis-Schlager die Diskussion zwischen ihr und Glötzl schmunzelnd. (Lisa Aigner, derStandard.at, 6.4.2011)