Wien - Die europäischen Leitbörsen haben die Sitzung am Mittwoch einheitlich in der Gewinnzone beendet. Der Euro-Stoxx-50 schloss mit einem Plus von 0,70 Prozent bei 2.971,48 Punkten.

Der heutige Handelstag stand überwiegend im Zeichen des Bankensektors, wo sich milliardenschwere Kapitalerhöhungen im Mittelpunkt des Interesses befanden. Gegen Mittag stützte auch ein überaus hoher Anstieg der Industrieaufträge in Deutschland die europäischen Aktienindizes. Positive Nachrichten erreichen Marktteilnehmer auch seitens von Portugal. Hier wurde eine robuste Nachfrage bei einer Anleihenauktion von Anlegern positiv aufgenommen und verlieh den Märkten weiteren Aufschub. Weiterhin im Fokus blieb jedoch die morgige EZB-Zinsentscheidung, bei der mit einer Anhebung des Zinssatzes in Höhe von 25 Basispunkten gerechnet wird.

In einem Branchenvergleich zählte der Bankensektor zu den klaren Gewinnern, obwohl sich einzelne Bankenwerte uneinheitlich präsentierten. Die rege gehandelten Aktien der Commerzbank gingen nach Aussagen zur geplanten Kapitalerhöhung mit einem Kursaufschlag von 1,86 Prozent bei 5,71 Euro aus dem Handel. Die Bank will bis Juni einen Großteil der stillen Einlagen des Rettungsfonds Soffin zurückzahlen. Gleichzeitig strebt das Bankhaus eine Kapitalerhöhung über elf Milliarden Euro an. Händler bezeichneten es als positiv, dass sie in einem Stück und nicht nach und nach durchgeführt werde.

Auch Titel des italienischen Kreditinstituts Intesa SanPaolo schlossen mit einem Plus von 5,35 Prozent bei 2,24 Euro. Die Bank plant eine Kapitalerhöhung über fünf Milliarden Euro. Die Maßnahme schraube die Eigenkapitalquote der Bank deutlich über den Branchendurchschnitt und sorge damit für einen Wettbewerbsvorteil, schrieben Analysten von Cheuvreux.

Papiere der Deutschen Bank erholten sich im Handelsverlauf von ihren anfänglichen Kursverlusten und notierten zu Börsenschluss mit einem leichten Plus von 0,07 Prozent bei 41,93 Euro. Dem "Wall Street Journal" zufolge bemüht sich die größte Bank Deutschlands um das Einverständnis der Aktionäre satte 18 Mrd. Euro an frischem Kapital ausgeben zu dürfen.

Im Gegensatz dazu fielen einige andere Banken mit präsenten Sorgen um die Schuldenkrise in der Eurozone mit Verlusten auf. So rutschten Allied Irish Banks um 8,18 Prozent auf 0,30 Euro ein, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor#s am Vortag ihre Einstufung irischer Banken abgestuft hatte.

Einzelhandelstitel wurden branchenweit ebenfalls stark nachgefragt. Mit einem starken Aufschlag präsentierten sich Wertpapiere von Marks & Spencer, die mit einem Plus von 6,00 Prozent bei 360,60 Pence schlossen. Der größte britische Einzelhändler hat für das vierte Quartal einen Anstieg des Konzernumsatzes um 2,3 Prozent berichtet. Ebenfalls erfreulich gestalteten sich die Umsätze aus der Lebensmittelbranche: Diese erhöhten sich im Vergleich zum Vorjahr um 3,4 Prozent und übertrafen damit die durchschnittlichen Analystenerwartungen von lediglich 1,0 Prozent. Positiv wurden auch die Handelswaren-Umsätze bewertet: Sie fielen mit 3,9 Prozent weniger als von den Experten erwartet wurde (6 Prozent).

Versorger mit Abschlägen

Unter Druck standen hingegen Versorgertitel, die von Aktien der Electricite de France (EdF) mit einem Minus von 3,15 Prozent bei 27,55 Euro angeführt wurden. Analysten der Citigroup hatten ihre Gewinnschätzung und das Kursziel des Versorgers leicht gesenkt und begründeten diese Schritte mit der geringen Erhöhung des Stromtarifs in Frankreich, der unterhalb der Inflationsrate geblieben sei, und der geringen Berechenbarkeit des Geschäfts. Edf sei nicht nur der schwächte Versorger in Frankreich, sondern im ganzen Sektor, so die Experten weiter.

Im Blickfeld der Anleger standen auch Wertpapiere von Daimler, die mit einem Plus von 0,34 Prozent bei 52,60 Euro aus dem Handel gingen. Der Autobauer hat gemeinsam mit Rolls-Royce ein offizielles Angebot für Tognum vorgelegt. Beide Autobauer bieten weiterhin 24 Euro je Tognum-Anteilsschein, was dem vor vier Wochen veröffentlichten ersten Angebot entspricht.

Nachrichten erreichten Marktteilnehmer auch seitens von BP. Der Ölproduzent plane noch dieses Jahr satte zwei Milliarden Dollar in alternative Energie zu investieren. BP gewannen in London 0,35 Prozent auf 476,50 Pence.

Metro hingegen profitierten mit einem Plus von 3,20 Prozent auf 50,15 Euro von einem russischen Medienbericht. Wie die Tageszeitung "Kommersant" unter Berufung auf beteiligte Personen berichtete, soll sich die größte russische Supermarktkette X5 Retail Group derzeit um eine Fusion mit dem deutschen Handelskonzern bemühen. (APA)


Börse Index Schluss Diff (%)

Wien ATX 2.918,70 +0,88
Frankfurt DAX 7.215,11 +0,55
London FT-SE-100 6.041,13 +0,57
Paris CAC-40 4.048,16 +0,16
Zürich SPI 5.876,73 +0,09
Mailand FTSE MIB 22.326,52 +1,21
Madrid IBEX-35 10.845,10 +1,56
Amsterdam AEX 369,64 +0,18
Brüssel BEL-20 2.711,69 +0,50
Stockholm SX Gesamt 370,73 +0,54
Europa Euro-Stoxx-50 2.971,48 +0,70