Bengasi - In den Kämpfen um die Öl-Stadt Brega im Osten Libyens sind die Aufständischen am Dienstag so weit wie seit Tagen nicht mehr zurückgeschlagen worden. Unter Raketen- und Granatwerferbeschuss zogen sich die Rebellen in Richtung ihrer Hochburg Benghazi (Bengasi) zurück. Einzelne Kämpfer beklagten schwächere Luftangriffe durch die Alliierten, seitdem die NATO das Kommando übernommen habe. Der Militärführer der libyschen Rebellen, General Abdel Fattah Younes (Junis), hat die Strategie der NATO bei ihren Luftangriffen auf Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi scharf kritisiert.

Die NATO bombardiere oftmals zu spät und gehe nicht entschieden genug vor, sagte Younes am Dienstag in Benghazi. "Leider hat uns die NATO bisher enttäuscht", sagte Younes. Von einem Kontakt der Rebellen zur NATO bis zum Luftangriff dauere es bis zu acht Stunden. Wenn sich dies nicht ändere, müsse er den Übergangsrat der Aufständischen bitten, die Angelegenheit vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen, sagte Younes. Den Belagerungsring der Truppen Gaddafis um die Stadt Misrata  hätte die NATO nach seiner Einschätzung bereits vor Tagen mit Luftangriffen aufbrechen können. Die Rebellen unternähmen alles, um gegen die Truppen Gaddafis voranzukommen. Younes, Ex-Innenminister Gaddafis, war zu den Rebellen übergelaufen und ist dort jetzt Generalstabschef.

"Seitdem die NATO führt, fallen wir zurück", sagte auch ein 20-jähriger Rebell. Die NATO wies den Vorwurf ineffektiverer Angriffe zurück.

In Benghazi traf ein Sondergesandter der US-Regierung zu Gesprächen mit den Aufständischen ein. Dabei gehe es auch darum, ob die USA finanziell aushelfen könnten, sagte ein Regierungsvertreter in Washington. Anders als Italien und Frankreich haben die USA die Rebellen nicht als legitime Vertreter des nordafrikanischen Landes anerkannt. Regierungsvertreter gaben zuletzt an, die USA würden weiter Informationen über die Opposition und ihre Ziele sammeln.

Die NATO erklärte zu der Kritik, sie setze das UNO-Mandat um. "Die Rebellen sehen uns möglicherweise nicht", sagte ein NATO-Sprecher. "Wir sind vielleicht 100 oder 150 Kilometer entfernt." Aber in den vergangenen sechs Tagen seien 851 Lufteinsätze geflogen worden, sagte er. "Die Fakten sprechen für sich." (APA/Reuters)