Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion, Innenpolitikchef und Kommenta übernimmt die Theodor Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien im Sommersemester 2011.

Die Themen seiner drei Vorlesungen (am 13. April, 11. und 18. Mai 2011)

  • Die Zukunft des Journalismus: Zwischen Morgen und Grauen? Oder: Die Zeitung ist tot, es lebe die Zeitung.
  • Die Leitartikler und Kommentatoren als verkappte Politiker: Wozu und zu welchem Ende gibt es Meinungsjournalismus?
  • Pressefreiheit: Ein Grundrecht zur bequemeren Berufsausübung?

Hannes Haas, Leiter der Herzl-Dozentur dazu per Aussendung: „Auf der Suche nach Geschäftsmodellen drohen die Kernaufgaben des Journalismus: Aufklärung, Kritik und Kontrolle immer öfter auf der Strecke zu bleiben. Mit Heribert Prantl konnten wir einen konstruktiven Unruhestifter für die Dozentur gewinnen, einen engagierten Verteidiger der Grundrechte, der auch den Journalismus immer wieder an seine öffentlichen Aufgaben erinnert." (red)

Wir übernehmen auch gleich weiter Haas' profunde Aussendung:

Der promovierte Jurist, ehemalige Richter und Staatsanwalt befasst sich in seiner journalistischen Arbeit besonders mit Fragen des Rechtsstaates und damit, wie sich die Politik seit dem 11.September 2001 geändert hat. Prantl kritisiert, dass der Rechtsstaat in einen Präventionsstaat umgebaut wird, in dem das Recht verdünnt wird, „um so angeblich besser mit den globalen Risiken fertig zu werden." In zahlreichen politischen Büchern, Essays, Leitartikeln und Kommentaren nimmt er zu den gesellschaftlichen Entwicklungen und zum Schwinden der Freiheits- und Menschenrechte Stellung. Heribert Prantl ist Mitglied des Ethikrates der Hamburger Akademie für Publizistik und des P.E.N.-Zentrums Deutschland. Seine Lehrtätigkeit umfasst die Journalistenschulen in Hamburg und München und er ist auch Lehrbeauftragter an der Fakultät für Rechtswissenschaft der Universität Bielefeld. Prantl gilt als ein leidenschaftlicher und kämpferischer Verfechter der Grundrechte.

2010 wurde Prantl von der Universität Bielefeld die Honorarprofessur verliehen. Für seine publizistischen Leistungen wurde er unter anderem mit dem Geschwister-Scholl-Preis, dem Kurt-Tucholsky-Preis für literarische Publizistik, dem Erich-Fromm-Preis, dem Preis des Deutschen Kulturrats für Kulturjournalismus und mit dem Cicero Rednerpreis 2010 ausgezeichnet. In der Begründung für diese Auszeichnung wurden der Mut und das Engagement Prantls gelobt, der Antwort und Urteil verlangen, seine Worte mit der Tat und den Gedanken mit dem wirklichen Leben versetzen würde. Gewürdigt wird immer wieder sein meisterlicher Umgang mit der deutschen Sprache und sein unabhängiger, mutiger und investigativer Journalismus. Für Heribert Prantl hat qualitätsvoller Journalismus gute Zeiten vor sich, denn „noch nie hatten Journalisten ein größeres Publikum als nach der digitalen Revolution. Noch nie war Journalismus weltweit zugänglich und es gab noch nie soviel Bedürfnis nach einem orientierenden, aufklärenden, einordnenden und verlässlichen Journalismus wie heute", so Prantl in seiner Cicero-Dankesrede.

Die Dozentur ist nach dem Wiener Journalisten Theodor Herzl benannt, sie wurde 2000 von Univ. Prof. Dr. Wolfgang R. Langenbucher am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft begründet, und wird seit 2008 von Univ. Prof. Dr. Hannes Haas geleitet.

Im Rahmen der Theodor Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus haben seit dem Jahr 2000 Journalistinnen und Journalisten wie Margrit Sprecher, Kai Hermann, Herbert Riehl-Heyse, Peter Huemer, Luc Jochimsen, Klaus Harpprecht, Gerhard Kromschröder, Sibylle Hamann, Antonia Rados und Alice Schwarzer Vorlesungen gehalten, die im Picus-Verlag jeweils als Buch veröffentlicht worden sind. Die Publikation des letztjährigen Theodor Herzl-Dozenten Florian Klenk ist in Vorbereitung.

Die Poetik des Journalismus analysiert journalistische Werke, die Bedingungen ihrer Entstehung, die Methoden und Verfahren, die Kontexte und Herstellungsprozesse. Darüber und über ihre Position, ihre Arbeitsweisen und ihren Zugang zum Journalismus reflektieren die Journalistinnen und Journalisten in ihren Vorträgen.

Die Dozentur versteht sich als Teil einer langen und internationalen universitären Tradition, die in den Bereichen von Musik, Literatur und Kunst selbstverständlich geworden ist: wichtige Journalistinnen bzw. Journalisten reflektieren in Gastvorlesungen ihre Arbeiten, deren Voraussetzungen und Rahmenbedingungen. Journalismus wird dabei als eine gesellschaftliche Leistung verstanden, deren Vielfältigkeit und schöpferische Qualitäten thematisiert werden sollen.

Theodor Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus: 13. April, 11. Mai und 18. Mai 2011
Hauptuni Wien, Hörsaal 33, 10:00 - 12: 00 Uhr