Brüssel/London - Die Wiederaufnahme von Ölexporten aus Libyen durch Aufständische steht Branchenangaben zufolge unmittelbar bevor. Ein Tanker mit einem Fassungsvermögen von einer Mio. Barrel sollte am Dienstag im Hafen Tobruk im Osten des Landes ankommen, meldete der auf Schifffahrt spezialisierte Nachrichtendienst Lloyd's List Intelligence in London.

Es wäre das erste Mal seit dem 18. März, dass ein Schiff mit Öl aus Libyen ablege, sagte eine Lloyd's-List-Expertin. Sollte das Vorhaben erfolgreich sein, werde dies "ein sehr starkes Signal sein", dass die internationalen Lieferungen wieder aufgenommen würden. Ein Sprecher der Aufständischen in Bengasi wollte das Vorhaben aus Sicherheitsgründen nicht kommentieren.

Das Anlaufen und Befüllen mit Öl sei derzeit ein "ziemlich riskantes Geschäft", urteilte die Londoner Expertin. Der Schiffseigner werde eine besondere Prämie für den Auftrag erhalten. Nach derzeitigen Preisen wäre eine Ladung von einer Mio. Fass libyschen Öls rund 120 Mio. US-Dollar (84,7 Mio. Euro) wert. In Libyen kämpfen seit Wochen Aufständische gegen Machthaber Gaddafi. Eine internationale Koalition fliegt unter einem UN-Mandat zum Schutz von Zivilisten Angriffe gegen Gaddafis Truppe. (AFP, DER STANDARD, Printausgabe, 6.4.2011)