Als Vorzeigeobjekt einwandfreier öffentlich-rechtlicher Unterhaltung wird Generaldirektor Alexander Wrabetz den jüngsten Serienimport des ORF vermutlich nicht heranziehen. Herzflimmern - Die Klinik am See ist nämlich durchaus geeignet, in die Liste der gesundheitsgefährdenden Programme aufgenommen zu werden.

Foto: ORF/ZDF/Marco Meenen

Mehrfach wurde das Wohlbefinden attackiert. Sei es mit verschimmelten Dialogen: "Woher weißt du, dass er der Richtige ist?" - "Das fühlt man einfach. Wenn du mit deinen Dates so weitermachst, wirst du das allerdings nie erfahren." Oder mit einer optischen Anmutung, von der man Schüttelfrost bekommt, so unerträglich seelenlos sind die Kamerafahrten über See, Berge, Gipfelkreuze.

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Die Seeklinik präsentiert sich so modern wie das Spital im Schwarzwald mit dem neunmalklugen Doktor Brinkmann. Der operierte Mitte der 1980er-Jahre. Figuren und Handlungsstränge haben sich seither deprimierend wenig weiterentwickelt.

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Überkommene Klischees werden bemüht, dass es ein Graus ist. Die strenge, aber herzensgute Stationsschwester, ihre quirligen Pflegerinnen, der schöne, aber emotionsarme Halbgott, schließlich ein besorgter, verantwortungsvoller, warmherziger Doktorgott, der aber leider unmöglich zu haben ist. Schließlich die naive Jungärztin, die mit dem Motorrad an ihren Arbeitsplatz fährt, ihre Erfahrungen aber erst noch machen muss. Ihr erster Patient, als ob wir es nicht geahnt hätten: ein Kind, noch dazu misshandelt.

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Der ORF zeigt das Stück im Nachmittagsprogramm. Der Vorabend, den das ZDF dafür vorsieht, ist bereits besetzt mit Anna und die Liebe. Klarer Fall von Übersättigung. (Doris Priesching, DER STANDARD; Printausgabe, 6.4.2011)

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