Im Schmiergeld-Prozess gegen den ehemaligen Siemens-Vorstand Thomas Ganswindt hat der Angeklagte die Vorwürfe der Steuerhinterziehung und vorsätzlicher Verletzung der Aufsichtspflicht zurückgewiesen. Er habe dazu eine "sehr differenzierte Auffassung", sagte Ganswindt am Dienstag zum Prozessauftakt vor der Wirtschaftsstrafkammer des Münchner Landgerichts.

Finanzteam vertraut

In einer ausführlichen Darstellung seines beruflichen Werdegangs schilderte der 50-Jährige, wie er Ende 2001 als neuer Bereichsvorstand der Telekommunikationssparte ICN eine in der Krise befindliche Sparte übernommen und mit der Entwicklung von technisch innovativen Produkten wieder flott gemacht habe. Dem für die Finanzen zuständigen Team habe er vertraut, sagte Ganswindt. Die bei Siemens damals übliche Arbeitsteilung zwischen Technikern und Kaufleuten sei für ihn "Garant gewesen, dass es eine Kontrolle gab".

Dubiose Zahlungen

Mit Ganswindt muss sich erstmals ein ehemaliges Mitglied des Konzernvorstands vor Gericht wegen des Schmiergeldskandals verantworten. Ganswindt war von 2004 bis 2006 im damaligen Zentralvorstand des Elektrokonzerns für den Telekommunikationsbereich zuständig, in dem die Affäre ihren Anfang nahm. Insgesamt sollen bei Siemens rund 1,3 Mrd. Euro an dubiosen Zahlungen zur Erlangung von Auslandsaufträgen geflossen sein. (APA)

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