David Byrne über Richard Thompson: "Er schwingt in einem Gitarrensolo von Irland in den Fernen Osten und wieder zurück." Am 30. Juni und 1. Juli tritt der Gitarrist und Singer/Songwriter solo in Österreich auf.

Foto: Proper Records

Im bunten Reigen der Musikernamen, den das Jazz Fest Wien auch heuer wieder präsentiert, findet sich der Auftritt eines waschechten musician's musician, der als kleine Sensation gewertet werden darf: 26 Jahre ist es her, dass der britische Gitarrist und Singer/Songwriter Richard Thompson hierzulande aufgetreten ist. Bei einem Folk-Festival war Thompson, damals noch nicht allzu lange von seiner Frau Linda Thompson getrennt, mit der Meilenstein-Alben wie "I Want to See the Bright Lights" und "Shoot Out the Lights" veröffentlicht hatte, sowohl solo als auch bei einem Gastauftritt mit Fairport Convention zu erleben - jener Band, mit der er in den 60er-Jahren eine spezifisch britische Variante das Folk-Rock miterfunden hatte. Dass Thompson damals als Teenager elegische Songs wie Meet on the Ledge zum Fairport-Repertoire beisteuerte, trug einiges zum anhaltenden Ruf als eines Spezialisten für doom and gloom bei.

Seitdem ist viel Wasser die Themse runtergeflossen, Thompson lebt heute in Los Angeles und darf Musiker wie Elvis Costello, Los Lobos, R.E.M. und Robert Plant, die allesamt seine Songs coverten, zu seinen Bewunderern zählen. Bob Dylan holte den Gitarristen, der vom Musikmagazin Rolling Stone als einer der Top 20 Guitarists of All Time geführt wird, als Begleiter beim Guitar Legends Festival in Sevilla auf die Bühne und präsentierte ihn in seiner Theme Time Radio Show.

Zwar ist es mit den Major-Label-Deals auch für Thompson vorbei, wie gut der Mann aber tatsächlich ist - sowohl solo als auch mit Band - zeigt aber gerade sein jüngstes Album Dream Attic (Proper/Lotus). Unter anderem aus Kostengründen live eingespielt, ist der Musiker, der seine Konzerte gerne mit Ansagen voll staubtrockenen britischen Humors würzt, darauf sowohl als Gitarrist wie auch als Sänger und Songwriter in Bestform zu erleben. Nicht weniger faszinierend als die Band-Versionen sind dabei die solo eingespielten Demo-Versionen von Songs wie der sarkastischen Banker-Satire The Money Shuffle oder dem elegischen A Brother Slips Away. Dass es Thompson aufs Beste versteht, sein Publikum auch solo zu fesseln, ist nach mehr als einem Vierteljahrhundert nun auch wieder in Österreich zu erleben: am 30. Juni im Wiener Wuk und am 1. Juli beim Musikfest in Waidhofen an der Thaya. Don't you dare miss it! (glicka, derStandard.at, 5. April 2011)