Abwarten und Tee trinken, für Catherine Elizabeth Middleton, Tochter aus bürgerlichem Haus, hat es sich gelohnt. Am 29. April wird sie Prinz Williams Frau - und endlich Prinzessin!

Foto: Matthias Cremer

Die Strecke Wien- London wird mehrmals täglich von den British Airways oder den Austrian Airlines geflogen. Auch Ryanair oder easyJet haben London-Flüge in ihren Programmen.

In London selbst fährt man am preisgünstigsten und besten mit der Oystercard, die man bei allen Ticketschaltern kaufen kann, sie gilt für die gesamte Londoner U-Bahn (London Tube) und für alle Busse.

Auf den Spuren des Hochzeitspaares wandeln können Sie am besten mit Visit Britain.

Foto: Transport for London

Königlich residieren kann man in London u. a. gleich um die Ecke von Harrods, im Jumeirah Carlton Tower, On Cadogan Place, Knightsbridge. Einen romantischen Royal Afternoon Tea gibt es (für 23,50 Pfund) im kleinen, feinen Mandeville Hotel am Mandeville Place.

Dinner in einem Pub mit angeschlossenem Restaurant: The Pantechnicon Public House.

Den Royal Wedding Walk oder andere spannende Stadtspaziergänge buchen Sie am besten bei London Walks.

Foto: thepantechnicon.com/

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Feine britische Maßanzüge gibt es bei Henry Poole in 15, Savile Row am Picadilly Circus.

Geführte Touren mit einem Kirchendiener durch die Krönungskirche des englischen Königshauses zu buchen unter: www.westminster-abbey.org.

Wer sich für die Leibgarde der Königin interessiert, besucht das Household Cavalry Museum.

Im Kensington Palace, dem einstigen Wohnsitz von Prinzessin Diana, läuft die Ausstellung "The Enchanted Palace", die das Schicksal von sieben Prinzessinnen thematisiert.

Foto: REUTERS

Katie heißt sie, aber das ist auch alles, was die quirlige Blondine mit den wasserstoffgefärbten Haaren mit der zukünftigen Prinzessin von Wales verbindet. Denn stilistisch repräsentiert die kleine Katie eher das punkige London. Dennoch steht sie mitten im Green Park, gleich neben Buckingham Palace, auf britischem Rasen und erzählt mit theatralischer Stimme und großer Geste, was wir längst vermuten: "The monarchy is changing!" Das anstehende Großereignis am 29. April, die Hochzeit von Prinz William und Kate Middleton, ist der beste Beweis.

Katies "royal walk" ist in diesen Wochen gut gebucht, dauert knappe zwei Stunden und führt quer durch die britische Monarchie mit ihren arrangierten Verbindungen, betrügenden Herrschern und unglücklichen Königinnen, sowie durch den Stadtteil Westminster, Kulisse der Reichen, Schönen und Mächtigen, gut für königliche Dramen - oder eben Traumhochzeiten. Und: So ein Spaziergang ist gut für ein bisschen Gossip. Hier etwa Englands ältester Gentleman-Club, Katie zeigt quer über die St James Street und weiß, dass Prinz Charles dort seinen Junggesellenabend feierte, bevor er 1981 die blutjunge Lady Diana ehelichte, insgeheim aber eine andere liebte. Man muss sich das vorstellen, erzählt die junge Frau mit mitreißender Begeisterung für die Royals, die den Briten in die Wiege gelegt zu sein scheint: Will und Kate sind die erste nicht arrangierte Ehe eines britischen Thronfolgers. Kate muss nicht als Jungfrau in die Ehe, wie etwa noch Williams Mutter Diana unbarmherzig unter Beweis stellen musste.

Hier beim Clarence House, einem der Stadtpalais rund um Buckingham Palace und offizieller Wohnsitz von Charles und Camilla, wird Kate Middleton am Morgen des 29. April - nicht mehr gänzlich jungfräulich - in Richtung Westminster Abbey losfahren. Die Straßen werden voll sein mit Schaulustigen. 50 Millionen Pfund wird das königliche Spektakel kosten. Der Hochzeitsumzug bleibt aber bescheiden, erklärt Katie. Obwohl die Royals die Hochzeit selbst bezahlen, muss die Öffentlichkeit für Sicherheit und Reinigung aufkommen.

Waity Katie

Dass die meisten Briten nicht ausschließlich das Royal Wedding im Kopf haben, beweisen die Trommeln und Sprechchöre, die an diesem Samstag Ende März überall in der Londoner Innenstadt zu hören sind. Eine halbe Million Menschen sind auf der Straße, um gegen den Sparkurs der Regierung zu demonstrieren. Viele schwenken Fahnen, wie bei königlichen Ereignissen, heute allerdings für die Gewerkschaften. "Da bekommt man einen Eindruck", lacht Katie und marschiert in Richtung Mahiki Night Club, jenem Ausgehschuppen, in dem William 11.000 Euro Zeche zusammenbrachte, nachdem er und Kate Schluss machten. "Waity Katie" wurde Middleton, die seit 2003 ein Doppelleben zwischen öffentlichem Busfahren und Teatime bei der Queen führte, gerne genannt. Wird er sie fragen, fragt sich keiner mehr, sondern nur noch: Was wird sie tragen?

Das bleibt weiter ein gut gehütetes Geheimnis. Bei William sind anzügliche Spekulationen weniger spannend, führen aber unweigerlich in Londons Savile Row, internationales Mekka der Maßschneiderei für betuchte Herren. Wer bei Henry Poole, auf Nummer 15, (einer von drei) Herrenschneider des britischen Königshauses (seit 1846), durch die Türe tritt, wird bestens bedient, dennoch wird nobel geschwiegen, geht es um den Hochzeitsanzug.

Bereits in 7. Generation führt Simon Cundey das Traditionsunternehmen (Henry Poole selbst blieb kinderlos) und das Zauberwort seines Erfolgs lautet nach wie vor "bespoke", was so viel heißt wie "Haute Couture für Männer". Ein Luxus, den sich mittlerweile nicht nur der Hoch-, sondern auch der internationale Geldadel leisten will. Cundey, ein gut erzogener Mann in feinem Tuch (die teuersten Stoffe kosten 1200 Pfund pro Meter, Anzüge ab rund 3500 Pfund) führt beherzt durch das Innenleben seiner Schneiderei, vorbei an Stangen mit unfertigen Jackets, ledergebundenen Registern, in denen jedes Maßstück penibel registriert ist. Ein älterer Schneidermeister schneidet zu, ein Jüngerer, der von ihm lernt, ist am Unterarm bunt tätowiert, passend zu seinen Vivienne-Westwood-Klamotten. Anzüge trägt er keine, lacht er. Er näht sie. "In diesem Jahr ist viel zu tun", sagt Cundey zufrieden in seinem Kosmos aus Kleiderpuppen, Nähmaschinen und Dampfbügeleisen. Für das Thronjubiläum der Queen 2012 haben sie den Auftrag für neun neue Garde-Uniformen und auch beim 300-Jahre-Jubiläum von Ascot diesen Juni ist der Cut ebenso wichtig wie der Hut.

Seit November sind Will&Kate verlobt, seit Februar steht die Gästeliste. 1900 Leute sind geladen - und die sollten dort gute Figur machen. "Die Bestellungen für die Morningssuits gingen bei uns schon viel früher ein!", sagt Cundey. Vielleicht war er also einer der Ersten, der ahnte, dass Kate Middleton endlich Prinzessin sein würde.

Wer am Eingang von Westminster Abbey steht und den überwältigenden Blick in das Kirchenschiff kennt, hat einen kleinen Eindruck davon, wie groß die Aufregung sein muss, die Kate Middleton verspürt, wenn sie am 29. April hier den Mittelgang in Richtung Traualtar schreitet. Vorbei an den zahllosen Grabes- und Gedenktafeln großer Briten. "Immerhin liegen hier 3500 Leichen", sagt Ian Thompson mit einem diabolischen Lächeln. Der Mann könnte einer Verfilmung aus Dan Browns DaVinci Code entstiegen sein, mit seiner dunklen Robe hält man ihn für einen Priester, tatsächlich ist er "Verger". Verge heißt Stab und mit diesem schafft er bei Zeremonien Platz zwischen den Kirchgängern, kümmert sich um Kerzen, Lichter und Bücher und führt Gruppen durch die beeindruckende Historie der Kirche.

Westminster Abbey ist ein geschichtsträchtiges Pflaster, nicht nur für England, sondern für den Bräutigam höchstpersönlich: Abgesehen davon, dass sich William der Eroberer 1066 hier selbst gekrönt hat und sämtliche englische Königshäupter begraben sind, stand hier 1997 auch der Sarg seiner Mutter Prinzessin Diana.

Damals war Prinz William 15 und besuchte mit Bruder Harry das Eton College am Fuße von Schloss Windsor mit seinen Prunkräumen und Kunstschätzen, auch Sitz des Hosenbandordens. Als 2008 Prinz William dort zum 1000. Ritter dieser noblen Runde ernannt wurde, war das auch der erste offizielle Auftritt von Kate. Von ihrem Wochenendschloss aus (die Fahne weht über dem Tower, also ist sie anwesend) hat die Queen einen zauberhaften Blick auf die Themse und die großzügigen Sportplätze des von Heinrich VI. 1440 gegründeten Internats. Der Fußmarsch dorthin dauert zehn Minuten. Nur wer eine Führung gebucht hat, darf am Schild "Privat. No Entry" vorbei in den Innenhof des altehrwürdigen Baus. In der Portiersloge hängt bis heute ein gerahmtes Bild von Williams erstem Schultag in Eton: Diana, Charles und die Jungs stehen vor dem Boarding Haus. In 24 Internatsgebäuden sind die rund 1200 Eton Schüler untergebracht. Im Hauptgebäude wohnen traditionellerweise nur die 70 Kings Scholars, jene mit Begabtenstipendium. Der Portier zeigt auf die andere Straßenseite, dort sei Dianas Wagen immer gestanden, wenn sie die Jungs besuchte.

Junge Männer gehen auch heute ein und aus, manche tragen die frackähnlichen Uniformen, einige Instrumente, aus den Fenstern im ersten Stock dringt Gelächter und Popmusik. Früher gab es einen einzigen Schlafsaal, die Schüler mussten um fünf aufstehen, wurden bei Brot, Schaffleisch und Bier gehalten. Heute hat jeder ein eigenes Zimmer, aufgestanden wird um 7 Uhr 30, Bier gibt es keines mehr. Dafür ist Eton nach wie vor bekannt für Disziplin. Allein 20 Premierminister hat die Schule hervorgebracht. Vermögende Eltern lassen sich solche Aussichten 30.000 Pfund pro Jahr kosten. Wer in Eton war, geht traditionellerweise weiter nach Cambridge. Prinz William hat sich für St. Andrews entschieden - wie Kate Middleton auch. Laut Statistik die beste "Matchmaking"-Universität Englands, der Boden, auf dem man gute Chancen hat, seinen Prinzen zu treffen. Katie ist das gelungen, aber wie heißt der Spruch des Hosenbandordens so schön: Honi soit qui mal y pense. Ein Schuft, wer Böses dabei denkt. (Mia Eidlhuber/DER STANDARD/Printausgabe/02.04.2011)