"Wie soll ich die Schmerzen aushalten?" , fragt die alte Frau den Internisten Gerhard Schmuckler (Dieter Mann) völlig verzagt. Dessen Antwort am Sonntagabend im ARD-Tatort Edel sei der Mensch und gesund ist hart: Sie muss. Denn sein Budget für Kassenpatienten ist in diesem Quartal schon aufgebraucht, das wirksame, teure Medikament kann er nicht mehr verschreiben.

Er macht ohnehin seit Jahren den Robin Hood im Ärztekittel, gibt Kassenpatienten hochpreisige Mittel, betrügt dafür bei der Abrechnung für Privatpatienten - und seine Praxis ist dennoch verschuldet.

 

Foto: ORF/ARD/Gordon

Jetzt liegen da auch noch zwei Leichen: Ein alter Mann mit Morbus Crohn, den die abwechselnde Verabreichung eines teuren und eines günstigen Mittels ins Jenseits befördert hat, sowie eine ehrgeizige Ärztin, die dem guten alten Doc auf die Schliche gekommen ist und den ganzen Kassenbetrug auffliegen lassen wollte.

Foto: ORF/ARD/Gordon

Selten war in einem Tatort die Mördersuche so nebensächlich. Es ist beklemmend und überzeugend genug, wie die Berliner Kommissare Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic) sich durch den Dschungel an Vorschriften kämpfen, bei denen kranke Menschen auf der Strecke bleiben. Und das im winterlich-grauen Ost-Berlin, fernab von fröhlicher Brandenburger-Tor-Touristik.

Foto: ORF/ARD/Gordon

Dass am Schluss aber ausgerechnet ein niedliches kleines Mädchen mit großen Kulleraugen fast sterben muss, weil die Karrieristendoktorin ihm das teure Medikament verweigert, ist doch zu viel des Schlechten.

Man versteht auch so, was schiefläuft - und warum Kommissar Ritter vor Entsetzen und Wut einen Stuhl durchs Krankenhaus tritt. (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 5.4.2011)

Foto: ORF/ARD/Gordon