Washington/Riad - Die USA rücken offenbar von dem bedrängten jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh ab, den sie jahrelang als Verbündeten im Kampf gegen das Terrornetzwerk Al-Kaida betrachtet haben. Wie die "New York Times" am Montag berichtete, hat die US-Regierung zwar noch nicht offen den Rücktritt des Präsidenten verlangt. Doch werde den Verbündeten jetzt hinter den Kulissen vermittelt, dass Saleh gehen müsse. Diese Position habe sich in der vergangenen Woche herausgeschält. Der Jemen gehört zu den wichtigsten Rückzugsgebieten von Al-Kaida weltweit. Deshalb hatten die USA Saleh immer im Kampf gegen die Terroristen unterstützt.

Angesichts der anhaltenden Proteste gegen Saleh haben die Golfmonarchien ihre Vermittlung zwischen Regierung und Opposition angeboten. In einer Erklärung zum Abschluss einer außerordentlichen Sitzung in Riad gaben die Außenminister der sechs Mitgliedsländer des Golfkooperationsrates in der Nacht auf Montag ihrer "Beunruhigung angesichts der Verschlechterung der Lage hinsichtlich der Sicherheit und des Zustandes der Spaltung" im Jemen Ausdruck. Sie riefen die Konfliktparteien auf, "das nationale Interesse vorherrschen zu lassen und schnell den Dialog wieder aufzunehmen, um sich auf die erforderlichen Reformen zu einigen".

Der Golfkooperationsrat kündigte zudem an, der Regierung und der Opposition im Jemen Vorschläge für einen Ausweg aus der festgefahrenen Situation zu unterbreiten. Details zu der geplanten Initiative wurden nicht mitgeteilt. Der Golfkooperationsrat, dem Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain, Oman, Katar und Kuwait angehören, ist äußerst besorgt über die instabile Lage in dem armen Nachbarland.

Im Jemen demonstrieren seit mehr als sechs Wochen Hunderttausende für einen Rücktritt Salehs, der den Staat seit 32 Jahren regiert. Beim gewaltsamen Vorgehen von Sicherheitskräften sowie von Saleh-Anhängern gegen die Demonstranten wurden immer wieder Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. (APA)