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Gottschalk: "Hört auf, den Zuschauern hinterherzulaufen, die ihr niemals bekommen könnt, oder nur, wenn ihr den öffentlich-rechtlichen Auftrag vergesst."

Foto: AP/dapd/Pfeil

Marl - Der deutsche Starmoderator Thomas Gottschalk (60) wurde Freitagabend im deutschen Marl mit dem Grimme-Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Gottschalk sei die letzte konstante Größe in der immer hektischer werdenden Fernsehwelt, hieß es in der Jury-Begründung. "Hört auf, den Zuschauern hinterherzulaufen, die ihr niemals bekommen könnt, oder nur, wenn ihr den öffentlich-rechtlichen Auftrag vergesst", sagte Gottschalk bei seiner Rede.

Die öffentlich-rechtlichen Sender teilten die Beute im Theater in Marl unter sich auf. Die Privatsender gingen leer aus.

Durch die Preisverleihung führte erstmals Kindermoderator Willi Weitzel ("Willi will's wissen").

Unterhaltung

In der Kategorie "Unterhaltung" zeichnete die Jury den Berliner Kurt Krömer (36) mit seiner "Internationalen Show" (RBB) aus. Er war bereits zum sechsten Mal nominiert. "Ich gehe jetzt erstmal auf Tour und denke mir neue Schweinereien aus", sagte Krömer im Vorfeld der Veranstaltung.

Seinen neunten Grimme-Preis erhielt Regisseur Dominik Graf für das Mafia-Epos "Im Angesicht des Verbrechens". Das Finale des hochgelobten Zehnteilers hatte die ARD wegen schlechter Quoten erst nach Mitternacht gesendet und dafür Kritik geerntet. Auch für die ZDF-Serie "Klimawechsel" gab es einen Preis. Die Auszeichnung für die sechsteilige Sendung über vier Frauen in den Wechseljahren war die einzige für das ZDF.

"Neue Vahr Süd"

Ausgezeichnet wurde auch die Verfilmung von Sven Regeners Roman "Neue Vahr Süd" mit Hauptdarsteller Frederick Lau als unwilligem Wehrpflichtigen (WDR/RB). In der Kategorie "Fiktion" erhielten überdies der Film "In aller Stille" über Gewalt an Kindern sowie der "Tatort: Nie wieder frei sein" einen Grimme-Preis. Beide Produktionen fallen in die Verantwortung des Bayerischen Rundfunks (BR).

In Marl gab es auch eine Trophäe für Aelrun Goettes Sozialdrama "Keine Angst" (WDR) über eine Hartz-IV-Familie aus Köln. Der Film "Zivilcourage" (WDR) mit Schauspieler Götz George in der Hauptrolle erhielt den Publikumspreis. George selbst erschien nicht, er hatte abgesagt.

"Information und Kultur"

In der Kategorie "Information und Kultur" überzeugte die Dokumentation "Aghet - Ein Völkermord" (NDR) über das Schicksal der Armenier in der Türkei. Mit Comic-Animationen beschreibt die Dokumentation "Iran Elections 2009" (WDR/Arte) die Niederschlagung der Demokratiebewegung im Iran. Für diese besondere Darstellung gab es eine Auszeichnung. Auch die Formate "DDR Ahoi!" (MDR/NDR), "Die Anwälte - Eine deutsche Geschichte" (WDR/NDR/RBB/Arte) und die Reportagereihe "20 x Brandenburg" (RBB) wurden mit Grimme-Preisen geehrt.

Seit 1964 wird der Grimme-Preis an qualitativ herausragende Fernsehproduktionen vergeben. Eine Jury aus Fernsehkritikern, Publizisten, Medien und Bildungsexperten entscheidet über die Preisträger. Die vom Deutschen Volkshochschulverbund gestiftete Auszeichnung wird jährlich in Marl verliehen. (APA/dpa)