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Waffentraining für die Rebellen: In Bengasi werden junge Männer für den Kampf gegen Gaddafi ausgebildet. Die Waffen kann sich der Übergangsrat auch dank der Ölquellen kaufen.

Foto: APA/EPA/Gambarini

Die Mengen reichen aus, um die Versorgung sicherzustellen und Waffen zu kaufen.

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Neben der eigenen Flagge weht in Bengasi in diesen Tagen vor allem die französische und jene von Katar. Das Golf-Emirat engagiert sich nicht nur militärisch in der Koalition der Willigen und spendet Lebensmittelpakete - mit der Zustimmung, das Öl aus dem Osten Libyens zu vermarkten, ist sichergestellt, dass die Opposition keine finanziellen Sorgen hat.

Aus den Erlösen liefert Doha Treibstoff, Nahrungsmittel, Medizin und humanitäre Hilfe an die Rebellen. Im Gespräch ist auch die Einrichtung einer Flugverbindung von Doha nach Tobruk unweit der ägyptischen Grenze. "Unsere Lager in Tobruk sind voll. Die Vorräte reichen für einen Monat" , erklärt Ali al-Mehdawi, Geologe der Arabien Gulf Oil Company, im Gespräch mit dem Standard.

Die Ago, so die Kurzform des Unternehmens, mit Sitz in Bengasi ist eine, und zwar die größte von fünf Firmen unter dem Dach der Nationalen Libyschen Gesellschaft. Sie hat sich gleich in den ersten Tagen der Revolution des 17. Februar von Tripolis gelöst und agiert jetzt als eigenständige Organisation.

70 Prozent der Ölquellen seien unter der Kontrolle der Opposition, sagt al-Mehdawi. Die Schäden aus dem Krieg sind gering. Aus zwei Feldern im Gebiet von Sarir südlich der Stadt Jalu wird kontinuierlich gefördert, allerdings nicht an der Kapazitätsgrenze von 550.000 Barrel täglich. In Tobruk ist auch der Verladehafen in Betrieb und die Raffinerie arbeitet.

Eine Million pro Woche

Wie Ali Tarhouni, der Minister für Finanzen, Wirtschaft und Öl des Nationalen Übergangsrates, am Wochenende präzisierte, ist vorerst der Export von einer Million Barrel pro Woche angepeilt. Über die Details des Vertrages mit Katar, der seine Unterschrift trägt, wollte er keine weiteren Details, etwa über die Preise, verraten. Katar nimmt die ganze Produktion ab, egal wie hoch sie ist, und es gibt keine Zwischenhändler.

Wenn sich die Sicherheit verbessert, kann die Förderung auf 300.000 Barrel erhöht werden, dazu ist die Ago auch mit den eigenen libyschen Mitarbeitern in der Lage. Engpässe gibt es allenfalls bei der Transportkapazität, das heißt bei den Schiffen.

Tarhouni hat am Golf, in London und in Genf Expertenteams vorwiegend aus Exil-Libyern zusammengestellt, die für die Übergangsregierung in Bengasi die Importe und deren Finanzierung abwickeln. In Bengasi wurde eine eigene Zentralbank eingerichtet.

Der neue Finanzminister betont, dass die libysche Opposition genug Liquidität und genug Möglichkeiten habe, Kredite aufzunehmen. Das Wichtigste sei nun, dass private Geschäftsleute wieder Vertrauen fassen. Diese beklagen sich, dass sie zwar genug libysche Dinar hätten, aber Schwierigkeiten, an Devisen zu kommen, um ihre Aktivitäten - etwa im Handel - wieder aufzunehmen.

Auf ausländische Finanzhilfe ist die Übergangsregierung in Bengasi nicht angewiesen, wird dort mit einem gewissen Stolz vermerkt. Was gebraucht wird, kann man bezahlen, seien es Lebensmittel, Medizin oder Waffen.

Unbürokratisch

Was dagegen von der internationalen Gemeinschaft erwartet wird, ist eine unbürokratische Zusammenarbeit, wie im Fall von Katar. An der Grenze mit Ägypten beklagen sich zum Beispiel Hilfswillige, dass viele Güter hängenbleiben und nicht weitertransportiert werden. Grund ist ein Zollgesetz, das besagt, dass nur Waren ägyptischen Ursprungs auf dem Landweg nach Libyen transportiert werden dürfen. (Astrid Frefel aus Bengasi /DER STANDARD, Printausgabe, 4.4.2011)