Anders als im Vorjahr hätten die Salzburger Festspiele heuer hochkarätig programmiert und skandalfrei in die Saison starten können. Doch dank Gabi Burgstallers Auftritt, deren unrühmliche Doppelrolle als Landeshauptfrau und Osterfestspielpräsidentin noch gut in Erinnerung ist, bleibt es eine Unmöglichkeitsform.

Als die Landeschefin zum Rufmord an Jean Ziegler ausholte und ihre peinliche Ein- und wieder Ausladung des prominenten Menschenrechtsaktivisten und Globalisierungsgegners als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele schönreden wollte, teilte sie uns Folgendes zwischen den Zeilen mit: dass Mut nicht ihre Stärke ist und dass sie politisches Fingerspitzengefühl mit diplomatischer Faserschmeichlerei verwechselt, Hörensagen mit Information, Unwissenheit mit Kenntnis, Lebenswerk mit Wikipedia-Eintrag, Halbwahrheit mit Aufrichtigkeit. Vor allem aber, dass die Landesmutti, die schon 2004 den Philosophen und Totalitarismuskritiker André Glucksman mit den Worten, sie müsse erst mehr über ihn wissen, verhindert hatte, bitte nie mehr alleinherrlich und -dämlich über Festspiel-Eröffnungsredner bestimmen können sollte.

Kunst, so ein oft geäußerter Wunsch, sollte mehr sein als ein Federl am Hut volksdümmlicher Politiker. Bei der Verfasstheit des hiesigen Politpersonals reichen aber bitte weiterhin Federl, Feigenblatt und die Wahl des abendroten Kleides als maximale kulturpolitische Äußerung völlig aus. (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe 4.4.2011)