Wien - Liechtenstein hat auf ein Amtshilfeersuchen der Republik Österreich reagiert und der Öffnung möglicher Konten von Ex-Finanzminister Karl-Heinz Grasser zugestimmt. Das berichtet die Tageszeitung "Österreich" in ihrer Sonntagsausgabe. Warten müssten die Staatsanwälte dagegen noch auf die Beantwortung der Amtshilfeansuchen an Zypern und die Britischen Inseln.

Grasser werde nach der Auswertung der neuen Erkenntnisse erneut von der Staatsanwaltschaft Wien einvernommen werden. Mittlerweile habe es in der Causa Grasser an die 50 Hausdurchsuchungen und mehr als 100 Einvernahmen gegeben, heißt es im Bericht.

Zahlungsflüsse "nicht durchsichtig"

Die Firmenkonstruktionen von Grasser sorgen wie berichtet nicht nur bei den Ermittlungsbehörden für Kopfzerbrechen. Auch Wirtschaftstreuhänder und Steuerexperte Karl Bruckner meinte bereits, dass die steuerlichen Vorteile der Konstruktion zu hinterfragen seien. Derartige Konstruktionen hätten nur einen Sinn, wenn man "die Quelle nicht offenlegen" möchte. Er hält die Zahlungsflüsse des Ex-Finanzministers für "nicht besonders durchsichtig".

Grasser verfügt seit Jahren über ein internationales Stiftungs- und Firmennetzwerk, das erst im Zuge der Berichterstattung über die Ermittlungen der Justiz und der Finanz gegen ihn bekannt wurde. Grasser hat in Liechtenstein zwei Stiftungen errichtet, die die Namen "Waterland" und "Silverland" tragen. Die Stiftungen sind laut seinem Anwalt Manfred Ainedter "intransparente Stiftungen", wo der Stifter, also Grasser, nicht frei über das Vermögen verfügen könne, sondern nur unabhängige Stiftungsräte. Begünstiger der Stiftungserträge sei Grasser selber.

Als Stiftungsräte von "Waterland" fungieren laut Medienberichten Anwälte der Vaduzer Kanzlei Marxer. Die "Waterland"-Stiftung hat wiederum Tochtergesellschaften, nämlich die "Silverwater Invest and Trade Inc." mit Sitz auf Tortuga auf den British Virgin Islands sowie die Gesellschaft "Man Angelus Ltd." mit Sitz auf Zypern. Von der Silverwater sollen 4 Mio. Euro an Grassers österreichische Firma ValueCreations geflossen sein, berichteten Medien unter Berufung auf eine Aussage von Grassers Steuerberater bei der Justiz, das Geld soll demnach aus Grassers Engagement bei der Managementgesellschaft MPM der Meinl International Power (MIP) stammen.

Die "Silverland"-Stiftung" hat die Tochtergesellschaft "Levesque-Holding" mit Sitz auf Zypern, deren Tochter wiederum die Gesellschaft "Gemain Ltd" ist. Die Gemain soll Treugeberin für die SMW OG sein, eine in Österreich ansässige Firma, die Grasser gemeinsam mit Burckhard Graf gehört.

Grasser war von Februar 2000 bis Jänner 2007 österreichischer Finanzminister. Nach seinem Ausscheiden wurde er im Wirtschaftsimperium des Bankers Julius Meinl V. für die börsenotierte Meinl International Power (MIP) mit Sitz auf Jersey tätig. Grasser war Direktor der Meinl Power Management Ltd. (MPM) mit Sitz in Jersey, wobei diese wiederum einen Teil ihrer Aufgaben über ihre 100-prozentige Tochtergesellschaft Meinl Power Management s.r.o. (MPM SK) in Bratislava wahrgenommen hat. Die MPM hat auf Basis eines Managementvertrags das operative Management der MIP (später PI Power International) durchgeführt. Sie stand zu zwei Drittel im Eigentum der Meinl Bank, zu einem Drittel im Besitz von Grasser. (APA)