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Nicht nur in der Reaktorwand klafft ein Leck: Auch aus anderen, durch das Erdbeben verursachte Risse könnte radioaktives Wasser ausgetreten sein. Den Riss im Bild entdeckten Arbeiter am 1. April.

Foto: Tokyo Electric Power Co./AP/dapd

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Arbeiter in Fukushima tragen Kunstharz am Boden auf, das verhindern soll, dass sich der radioaktive Staub verbreitet.

Foto: EPA/TEPCO/HO

In einer Reaktorwand des havarierten Atomkraftwerks Fukushima klafft ein 20 Zentimeter langer Riss, aus dem radioaktives Wasser ins Meer sickert. Dort wurde eine Strahlung von mehr als 1.000 Millisievert pro Stunde gemessen, meldete der TV-Sender NHK. Unterdessen reiste Ministerpräsident Kan drei Wochen nach dem Beben erstmals ins Krisengebiet.

Jod-Belastung doppelt so hoch als zulässig

Rund 40 Kilometer von der Atomruine Fukushima entfernt ist die Belastung mit radioaktivem Jod im Meer doppelt so hoch wie der zulässige Grenzwert. Entsprechende Messwerte veröffentlichte das japanische Wissenschaftsministerium am Samstag, wie der Fernsehsender NHK berichtete. Dafür waren Wasserproben zehn Kilometer vor der Küste nahe der Stadt Iwaki in der Präfektur Fukushima genommen worden.

Es war das erste Mal, dass Radioaktivität über den gesetzlich zugelassenen Werten so weit vor der Küste der Präfektur gemessen wurde, wie NHK weiter meldete. Vermutlich habe eine Nord-Süd-Strömung das radioaktive Jod-131 mitgespült. Laut dem Fernsehsender teilte die japanische Atomaufsichtsbehörde mit, dass das Jod im Meerwasser verdünnt werde und die Gesundheit der Menschen nicht bedrohe. Die erhöhten Werte seien Mitte der Woche gemessen worden.

Wütende Fischer

Japanische Fischer haben mit Entsetzen und Wut auf die Nachricht von hochgradiger Radioaktivität im Meerwasser reagiert. "Was soll nur aus unserem Leben nun werden", zitierte die japanische Nachrichtenagentur Jiji Press Fischer in der angrenzenden Katastrophenprovinz Ibaraki. Die Leute seien wütend auf den Tepco-Konzern, dem die Atomruine gehört. "Wenn die Leute auch nur Fisch aus Ibaraki hören, werde ich ihn nicht verkaufen können, selbst wenn ich den Fisch auf den Markt bringe", sagte ein Vertreter des örtlichen Fischereiverbandes.

Arbeiter kämpfen weiter

Am AKW Fukushima eins kämpften die Arbeiter weiter gegen den Super-GAU. Nach NHK-Angaben fand sich der nun entdeckte Riss in der Wand einer zwei Meter tiefen Grube für Stromkabel unter Block 2. Darin stand das Wasser laut Tepco zehn bis 20 Zentimeter hoch. Der japanische Energiekonzern wolle das Leck mit Beton dichten, hieß es weiter.

Greenpeace-Experte Wolfgang Sadik bezeichnete die gemessenen Werte als "lebensbedrohlich". Die Umweltorganisation sei zudem beunruhigt, weil nach Angaben aus Japan außerhalb der Reaktoren wohl auch nach Zirkonium gesucht werde. Das Element sei in den Brennelemente-Hüllen enthalten. "Wenn man danach sucht, heißt das, man sucht nach Spuren des geschmolzenen Kerns", sagte Sadik.

Flüssigkeit ableiten

Um das verseuchte Wasser in der Anlage zu beseitigen, soll die Flüssigkeit unter den Turbinengebäuden in einen Tank geleitet werden, meldete die Nachrichtenagentur Jiji Press. Das radioaktive Wasser behindert die Versuche, das Kühlsystem des AKW in Gang zu bringen. An diesem Sonntag sollen zudem Tests zum Besprühen der Anlage mit Harz zur Eindämmung der Strahlen fortgesetzt werden. Das Ergebnis eines ersten Versuchs wurde am Samstag noch geprüft.

Unterdessen sagte Regierungschef Kan bei einem Besuch den Überlebenden und ihren Helfern seine volle Unterstützung zu. "Es ist ein etwas langer Kampf, aber die Regierung wird Ihnen bis zum Ende beistehen und ihr Bestes tun, bleiben auch Sie bitte zäh", sagte Kan vor Feuerwehrmännern in der vom Erdbeben und dem Tsunami schwer verwüsteten Stadt Rikuzentakata in der Präfektur Iwate.

Noch 15.540 Vermisste

Drei Wochen nach der Flutwelle, die an einigen Orten 20 Meter hoch war, wurden nach Polizeiangaben noch 15.540 Menschen vermisst. Genau 11.828 Tote seien bisher gezählt worden, hieß es am Samstag.

Weltweites Zeichen der Solidarität

Als Zeichen der Solidarität mit Japan nach dem schweren Erdbeben sollen die Spitzen von weltweit neun Hochhäusern am Montag in den japanischen Nationalfarben Rot und Weiß erstrahlen. Die Initiative dafür ging vom Empire State Building aus, sagte Anthony E. Malkin vom Management des höchsten Gebäudes in New York. Mit dabei sind Hochhäuser in Chicago, Kuala Lumpur, Macao, Seoul, Auckland, Portsmouth und zwei in Kanada.

Die Spitze des Empire State Buildings werde in weiß-rot-weiß angestrahlt, um den Menschen in Japan Mut zu machen, sagte Malkin. Japan brauche die Unterstützung der Welt und auch finanzielle Hilfe. Das bis zum Dach 381, bis zur Antennenspitze sogar 443 Meter hohe Gebäude gehört zu den beliebtesten Touristenzielen von New York und wechselt alle paar Tage seine Farben. (APA)