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Für kurze Zeit war das Wrack des Polizeihubschraubers noch im Achensee zu sehen, ehe es in die Tiefe sank. Ein Toter wurde bis Mittwochabend geborgen, drei Personen sind noch vermisst

Foto: Kerstin Joensson/dapd

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Die Bergung im Achensee ist noch im Gange. Der See ist bis zu 133 Meter tief.

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Innsbruck - Ein Bild wie aus einem Prospekt der Österreichwerbung: Ein klarer See, eingebettet in imposanter Berglandschaft, eine kleine Kapelle. Die Tatsache, dass rund um die Kapelle dutzende Blaulichtfahrzeuge stehen und sich am Ufer Taucher für ihren Einsatz im kalten Wasser bereit machen, zerstört diese Idylle recht drastisch. Denn der Achensee im Tiroler Bezirk Schwaz wurde am Mittwoch Schauplatz eines schweren Flugunglücks.

"Der Hubschrauber ist relativ tief über den Wald gekommen und hat dann mit dem hinteren Teil auf den See aufgesetzt", schildert Herr Max aus dem Ort Steinberg. Er saß gegen zehn Uhr Vormittags beim Fischerwirt am Nordufer des Sees, als sich der Unfall ereignete. "Wir haben erst gedacht, er will irgendetwas aufheben. Dann ist er plötzlich nach oben hochgegangen und hat sich überschlagen."

Erfahrener Pilot

Vier Personen waren an Bord des Eurocopters vom Typ EC 135 des Innenministeriums, als der Helikopter um 9.15 Uhr in Innsbruck für einen so genannten Grenzflug abgehoben hat. Der erfahrene 41-jährige Pilot war der Leiter der Flugeinsatzstelle in Tirol. Ein 53-jähriger Tiroler Polizist saß ebenso in der Maschine wie ein 43 Jahre alter Schweizer Amtskollege. Der vierte Passagier war ein 38-jähriger Flugbegleiter. Alle vier Passagiere sollen ums Leben gekommen sein.

Der Routineflug hätte entlang der österreichisch-deutschen Grenze patrouillieren sollen. Warum es zur Katastrophe kam, ist für das Innenministerium noch völlig offen. "Es wurden keine Funksignale an den Tower abgesetzt", sagte Franz Senn, Leiter der Flugpolizei im Innenministerium, bei einer Pressekonferenz. Zu Spekulationen über die Absturzursache wollte sich Senn nicht hinreißen lassen. Er betonte lediglich, dass der Hubschraubertyp über zwei Motoren verfüge und selbst dann noch fliegen kann, wenn einer davon ausfällt.

Leiche trieb im See

Augenzeugen alarmierten die Exekutive. Für kurze Zeit trieb das Wrack noch an der Oberfläche, ehe es sank. Das erste Opfer konnte rasch geborgen werden. Die Leiche des 38-jährigen Flugbegleiters trieb mitten im See.

Die Bergung der Leichen wurde zur Herausforderung. Der See ist an der Absturzstelle mindestens 80 Meter tief, dazu kommen starke Strömungen. Im Innenministerium befürchtete man, dass der Helikopter beim Absturz zerbrochen ist und die Opfer abgetrieben worden sind.

43 Taucher standen Mittwoch im Einsatz. Unterstützt wurden sie von der bayrischen Wasserwacht, die mit einem Sonargerät versuchte, die Position der Trümmer zu orten. Auch Unterwasserkameras sollen zum Einsatz kommen - die Sichtweite in dem Gebirgssee ist relativ groß.

Das Unglück ist nicht das erste mit einer Maschine des Innenministeriums. Seit 1997 wurden bei nunmehr fünf Abstürzen neun Menschen getötet und vier zum Teil schwer verletzt. Auch wenn die Zahlen aufgrund unterschiedlicher Aufgaben nicht völlig vergleichbar sind: Bei der Flugrettung des ÖAMTC verzeichnete man in diesem Zeitraum laut Pressestelle zwei Unfälle mit einem Toten und sieben Verletzten.

Flugpolizeileiter Senn kommentierte die Serie am Mittwoch lediglich mit dem Hinweis: "Hubschrauberfliegen ist eine gefährliche Sache". (Verena Langegger, Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 31.3.2011)