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Die Giraffe weiß, woher der Wind weht.

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... und daneben hält der Ausstellungsparcours noch jede Menge weitere Beispiele bereit.

Foto: Naturhistorisches Museum

Wien - Wie widersinnig die vermeintlich gesundheitlich motivierte Forderung nach "chemiefreier Nahrung" ist, wurde bereits zum Jahreswechsel anlässlich der sinnlosesten Ernährungstipps von Prominenten thematisiert. Alles besteht aus chemischen Verbindungen - es kommt nur darauf an, aus welchen. Anlässlich des "Internationalen Jahrs der Chemie 2011" präsentiert das Naturhistorische Museum Wien (NHM) die Ausstellung "Alles Natur, alles Chemie", die am Freitag gemeinsam mit dem niederländischen Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen eröffnet wurde.  Dabei wird den chemischen Grundlagen natürlicher Prozesse auf den Grund gegangen.

Natur und Chemie: Kein Gegensatzpaar

"Die Basis der Naturwissenschaft, mit der wir uns hier beschäftigten, sind Chemie und Physik", erklärte NHM-Direktor Christian Köberl. Ziel der in Kooperation mit der Gesellschaft Österreichischer Chemiker (GÖCH) veranstalteten Schau sei es nicht, Chemie zu lernen, sondern Interesse zu wecken und Verständnis zu fördern. Denn Chemie sei nicht nur etwas Böses und Schlimmes, wie es oft vermittelt werde, sondern stelle die Grundlage unseres Verständnisses der Natur dar, so Köberl.

Aus diesem Grund wird in jedem Schausaal des NHM ein Beispiel präsentiert, wo und wie Chemie dahinter steckt. Die Themen dabei sind vielfältig und reichen von den Farben der Edelsteine, dem Leuchten der Tiefseefische, den Eigenschaften der Schafwolle bis hin zur Erklärung, wie Vögel das Magnetfeld der Erde sehen. Die Ausstellung ist bis 9. Jänner zu sehen.

Das Titelbeispiel

Ein solches Beispiel ist das im Titel angeführte: Giraffen weiden Baumkronen ab - mit Vorliebe die von Akazien. Im Lauf der Koevolution der beiden Spezies hat sich aber der typische Rüstungswettlauf von Pflanze und Pflanzenfresser in Gang gesetzt. Die Akazien hat scharfe Dornen entwickelt, dafür sind die Lippen und die lange, muskulöse Zunge der Giraffe widerstandsfähiger geworden; die spezielle Fresstechnik des Tiers tut ein übriges.

Das wäre vielleicht noch kein Fall für die Ausstellung, doch Waffe 2 ist es: Die Akazie setzt nämlich in ihren Blättern unangenehm schmeckende Bitterstoffe frei, sobald sie attackiert wird, und zwingt das Tier dadurch, das Fressen nach einiger Zeit zu beenden. Zugleich werden Botenstoffe freigesetzt, die mit dem Wind zu anderen Akazien gelangen, wodurch diese schon vor dem Eintreffen einer Giraffe den ungeliebten Geschmack produzieren können. Also haben sich Giraffen im Lauf der Zeit darauf eingestellt, sich gegen die Windrichtung vorzuarbeiten und somit nur auf Akazien zu treffen, die noch nicht alarmiert werden konnten. Eine pflanzliche Antwort auf diese Strategie dürfte schwer fallen ... (APA/red)