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Der Schöckl, der Hausberg der Grazer.

Foto: sualk61/flickr.com, Es gilt die CreativeCommons-Lizenz

Die Grazer lieben ihren Schöckl als Freizeitreservat. Toll erschlossen durch eine Seilbahn, bequem mit jedem Kraftfahrzeug zu bezwingen. Aber auch keuchende Mountainbiker, Wanderer und Skifahrer kommen hier auf ihre Rechnung.

Der Schöckl ist aber auch das Ganzjahres-Eldorado für Allradfahrzeuge, das unvergleichliche Testgelände für alle bei Puch in Graz beheimateten Geländefahrzeuge. Hier bestanden Haflinger und Pinzgauer ihren "Offroad-Führerschein". Auch schon seit Jahrzehnten jagen die Testpiloten aus Thondorf den Mercedes G über Stock und Stein den Berg hinauf und hinunter. Bei Vergleichsfahrten haben etliche Mitbewerber auf diesem Höllen-Parcours die Waffen gestreckt - und eine Bergabfahrt im "G" als Gast bei einem der Profis ist eindeutig ein unvergessliches Erlebnis. Mit Vollgas in der Falllinie durch den Wald, Millimeter an Bäumen vorbei, tänzelnd über Steine und Wurzeln, der Fahrer vergnügt, der Passagier mit feuchten Handflächen daneben.

An jeder Ecke ein SUV

Vor 75 Jahren galt Schöckl-Eroberung per Mobil noch viel mehr als heute als Herausforderung, vor allem als schwierige Prüfung für Geländefahrzeuge. Wo heute an jeder Ecke ein SUV steht, verfügte damals nur das Bundesheer über vergleichbares Material. Ende November 1936 trat die Grazer Divisionskraftfahrabteilung 5 zu dieser militärischen Übung an. Trainiert wurde schon vorher, Dobratsch und Zirbitzkogel waren bereits "bezwungen".

Abenteuer Gelände

Die Grazer Tagespost, damals die führende Bundesländerzeitung, begleitete diese Übung im Stile einer Abenteuerreportage: "Wir greifen den Schöckl an. Vorn ein wuchtiger Steyr-Geländewagen (ADG Austro-Daimler, 6-Zylinder, 65 PS, sechs Räder, vier treibende Hinterräder), dann drei Karetten (Steyr-Puch ADMK, 4-Zylinder, 20 PS, Zweischeiben-Halbnass-Getriebe, Geschwindigkeit Räder 45 km/h, Ketten 15 km/h) und als Nachhut ein Steyr 40 D (Steyr 640, 6-Zylinder, 80 PS, treibende Kraft vier Hinterräder)."

Und weiter: "Immer noch dicker Nebel, schon um 7.00 Uhr früh war die Sicht nur 40, 50 m. Vor einem steilen, schlüpfrigen Hohlweg lässt der Kommandant halten. Bei den Karetten (österreichische Spezialität, hatte sonst niemand. Anm.) werden die Hinterräder am Heck aufgesteckt, die Raupe aber eingekuppelt. Nun wälzt sich die griffige, eiserne Raupe über Steine, Wurzeln, breiiges Erdreich. Ihr macht es nichts aus, wenn die Vorderräder den Boden verlieren, da ist die Lenkung für die Katz, nur per Handbremse kann die Richtung gehalten werden (Jahrzehnte später hieß dies "Hand-brake-turn"). Rinegg, Römerweg, Altes Jägerhaus, Südhangweg waren Zwischenstationen, dann: Ziel erreicht. Der Kommandant und seine Soldaten waren stolz auf ihre Leistung."

Rabiate Mountainbiker

Heute, da geht's am Schöckl bekanntlich friedlicher zu, zivilisierter, ziviler. Gefechte werden allenfalls mit rabiaten Mountainbikern ausgefochten oder behördlich, mit Umweltaktivisten. Der Berg aber, der ruft immer noch. Auffi muass i! Und obi dann irgendwann auch wieder ... (Peter Urbanek/DER STANDARD/Rondomobil/März 2011)