Die Demokratisierung der Medien wurde in den letzten zehn Jahren zum geflügelten Wort. Das Internet als gleichmacherische Plattform für alle mit Anschluss hat die Macht der traditionellen Medien angeblich erodiert, die Kommunikation zwischen Medium und Empfänger passiert heute zusehends auf Augenhöhe. Klingt super.

Um auf Augenhöhe zu gelangen, muss man aber mitunter in den tiefsten Keller steigen. Denn die Treffen finden vornehmlich in anonymen Foren statt, und dort hat der Anstand einen schweren Stand.

Welch Blumen des Bösen da gedeihen, ließ sich den Foreneinträgen unter dem STANDARD-Interview mit Robert Rotifer ablesen, dem Kurator des Wiener Popfests.

Rotifer heißt eigentlich Lacina und ist der Sohn des ehemaligen SP-Finanzministers Ferdinand Lacina. Ginge es nach vielen Einträgen im Standard-Forum, kam er deshalb schon schuldig zur Welt, hätte alles in seinem Leben nur erreicht, weil er seines Vaters Sohn sei.

Unter dem Schutz der Anonymität mutierte die Demokratisierung, der Dialog auf Augenhöhe, zu einem Denunziantenstadl, dass einem schlecht werden konnte: Sippenhaftung 2.0.

Und das passiert ausgerechnet einem, der vor 20 Jahren seinen Namen bewusst änderte, um als er selbst und nicht als Politikersohn wahrgenommen zu werden. (Karl Fluch, DER STANDARD - Printausgabe, 25. März 2011)