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Hubert Pirker folgt Ernst Strasser ins EU-Parlament nach.

Foto: ap/Ahn Young-joon

"Wir beraten Sie gerne, wie die Interessen Ihres Unternehmens erfolgreich in die politischen und gesetzgeberischen Entscheidungsprozesse durchgesetzt werden können."

Nein, hier handelt es sich nicht um ein Angebot des über die Lobbying-Affäre gestürzten Ex-EU-Abgeordneten Ernst Strasser, sondern um das seines Nachfolgers in der VP-EU-Delegation im EU-Parlament.

Die verräterische Textstelle, gezeichnet mit Hubert Pirker, CEO, Unternehmensberater, ist freilich längst samt der Homepage seiner Ein-Mann-Firma EU-Triconsult aus dem Internet verschwunden. Ein Mausklick, und aus dem gewieften Südkorea-Lobbyisten Pirker ist wieder ein ausschließlicher EU-Mandatar geworden; ganz so, als könne man zwischen politischen und geschäftlichen Interessen hin und her flanieren wie in einer Kaufhauspassage.

Als Leiter der EU-Korea-Delegation hat sich der ehemalige Kärntner Hauptschullehrer, Erziehungswissenschafter an der Klagenfurter Pädak und Kommunikationstrainer ein dichtes Netz an Kontakten geschaffen, die sich auch unternehmerisch bestens verwerten ließen. Immerhin werkte er von 1996 bis 2004 und von 2006 bis 2009 als EU-Abgeordneter der ÖVP. Auch galt es die jeweiligen Durststrecken zwischen der einträglichen politischen Tätigkeit in Brüssel zu überbrücken. 2004 und 2009 verpasste der 1948 in Grieß bei Rennweg geborene Kärntner, der mit einer pensionierten Lehrerin verheiratet ist, auf Kampfmandaten den Wiedereinzug ins EU-Parlament nur knapp. Er kehrte 2006 erst zurück, als die VP-Delegationsleiterin Ursula Stenzel nach Wien wechselte.

Kritiker bezeichnen den in der Wolle gefärbten Schwarzen und Kärntner ÖAAB-Landesobmann als aalglatten und eitlen Karrieristen, der mit der Kärntner ÖVP wenig am Hut habe. Doch eines kann man dem glühenden Europäer der ersten Stunde nicht nachsagen: den EU-Job von Anfang an als Sprungbrett für lukrative Privatgeschäfte missbraucht zu haben. Schon zu Beginn der Neunzigerjahre "lobbyierte" Pirker als Beauftragter des Kärntner Landesschulrates für den EU-Beitritt Österreichs, fungierte als EU-Sicherheitsbeauftragter seiner Partei. Nach seinem ersten Ausscheiden aus dem EU-Parlament arbeitete er weiter im EU-Stabilitätspakt für Südosteuropa zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität.

Jetzt kehrt Pirker wieder auf die EU-Bühne zurück. Zumindest als Lobbyist seiner selbst. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.3.2011)