Wien - Siemens-Österreich-Chef Wolfgang Hesoun erwartet nach der Atomkatastrophe in Japan international eine Wende in Richtung Erneuerbare Energien. Der bereits vorherrschende Trend werde sich durch die Diskussion über die Kernenergie sicherlich zusätzlich verstärken. Außer Erneuerbaren wie etwa Windenergie oder thermische Solarenergie würden auch Gas-Kombi-Kraftwerke stärker in den Fokus rücken, meinte Hesoun am Dienstag vor Journalisten. Irgendeine Art der Abhängigkeit werde es im Energiebereich aber immer geben: "Japan hat das Problem, dass das Land über keine Rohstoff-Ressourcen verfügt."

Siemens selbst weise in seiner Energie-Division einen hohen Renewables-Anteil von zirka 30 Prozent auf, doch schwanke der in Abhängigkeit von Großprojekten. Jedoch wachse dieser Sektor stärker als jener der konventionellen Energien.

Der Siemens-Mutterkonzern insgesamt befindet sich - noch - in einem Kerntechnik-Joint-Venture mit dem französischen Atomkonzern Areva S.A., aus dem Siemens seit zwei Jahren den Ausstieg versucht, wie Hesoun im Klub der Wirtschaftspublizisten erinnerte. Dieser 34-prozentige Anteil wird in einem neuen Gutachten mit 1,6 Mrd. Euro bewertet, wurde erst heute bekannt. Ursprünglich wollte Siemens, seit 2001 Junior-Partner bei der Areva NP, aufstocken, doch lehnte Frankreichs Staatsspitze dieses Ansinnen stets ab. Abgesehen von diesem Nuklear-JV liefert Siemens laut Hesoun für AKW-Anlagen nur konventionelle Teile wie Turbinen oder Elektrotechnik-Komponenten.

Ein verstärkter Einsatz von Erneuerbaren Energien benötige wegen der naturgegebenen Ausfälle bei Wind- oder Sonnenenergie - abgesehen von Schatten-Kraftwerken - auch stärkere und vor allem "intelligente" Netze, sogenannte "Smart Grids", betont Hesoun. Dazu kooperiert Siemens mit dem Stromkonzern Verbund, der als größter heimischer Netzbetreiber Interesse habe, möglichst viele Daten aus allen Netzen zu bekommen: "Die Landes-EVU müssen erst überzeugt werden."

Die Übertragungsnetze speziell in Europa seien derzeit "überausgelastet" - eine gute Infrastruktur sei hier aber nötig, um den Strom von Nordeuropa (Offshore-Windkraft an den Küsten) Richtung Süden zu bringen: "Die Netze müssen intelligenter werden und mehr Sicherheit aufweisen", sagt der Siemens-Österreich-Chef, der Herr ist über 8.600 Mitarbeiter im Inland bzw. 17.000 samt Osteuropa-Cluster. (APA)